Heft 10

Hans-Jürgen Bucher/Christof Barth

Rezeptionsmuster der Onlinekommunikation

Empirische Studie zur Nutzung der Internetangebote von Rundfunkanstalten und Zeitungen

In der Rezeptionsstudie wurden die Onlineangebote einiger öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten und Zeitungen unter möglichst alltagsnahen Bedingungen getestet. Mit Hilfe der Methoden des Lauten Denkens und der moderierten Onlinenutzung konnten die Testpersonen per Audio-, Video- und Bildschirm- aufzeichnung dabei beobachtet werden, wie sie sich im Angebot orientierten, welche Strategien sie verfolgten und welche Verstehensprobleme auftraten.

Bereits nach dem Aufsuchen einer Einstiegsseite (Homepage) kann es zu Schwierigkeiten kommen, wenn sich der Nutzer vom Informationsangebot etwa wegen zu vieler Inhalte überfordert fühlt und/oder das Angebot nicht bzw. schlecht strukturiert ist. Die beste Lösung für eine Einstiegsseite liegt deshalb in einer Kombination aus Struktur- und Inhaltsinformationen. Innerhalb des Navigationssystems verhindern unklare Formulierungen die Orientierung, führen zu Mißverständnissen und können schließlich zum Abbruch der Nutzung eines Internetangebotes führen.

Einordnungsprobleme ergaben sich im Experiment zum Beispiel an Angebotsteilen von Rundfunkanstalten, die von verschiedenen Redaktionen gestaltet wurden. Da Onlinekommunikation als ein zusammenhängendes Ganzes wahrgenommen wird, bleiben außerdem Übergänge in ein anderes Angebot einer Zeitung oder Rundfunkanstalt oft unbemerkt. Während auf Nutzerseite bei Rundfunkonlineangeboten im Gegensatz zu Onlinezeitungen häufig das nötige Strukturwissen fehlt, vernachlässigen die Online- angebote der Rundfunkveranstalter die Interessen der Nutzer, indem sie stark redaktions- oder senderzentriert sind. Ferner hängt die Onlinenutzung nicht nur vom Informations- und Unterhaltungswert, sondern auch vom Aufwand ab, der für die Erschließung notwendig ist.

Das Experiment hat gezeigt, daß die Nutzer die sich herausbildenden onlinespezifischen Gestaltungsformen erst erlernen müssen. Für den Rundfunk können sich nutzerfreundliche Onlineseiten auch deshalb lohnen, weil durch sie neue Hörer und Zuschauer für die Radio- und Fernsehprogramme geworben werden können.

MP 10/1998, S. 517-523



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