Heft 12

Birgit van Eimeren/Heinz Gerhard

Talkshows - Formate und Zuschauerstrukturen

Überblick über Entwicklung und Nutzung eines alltäglichen Programmformats

Ausgehend von einem etwas weiteren Talkshowbegriff als die Untersuchung von Udo Michael Krüger in diesem Heft analysiert der Beitrag Formate und Zuschauerstrukturen der Talkshows im deutschen Fernsehen. Das gegenwärtige Angebot von 65 Talkshows zeigt eine große Bandbreite und wird unterschieden in Politische Gespächsrunden, Kultur-Talkshows, "Menschen"/
Zeitläufte-Talkshows, Daily-Talkshows, Late-Night- und Sport-Talkshows. Wie die Daten der GfK-Fernsehforschung zeigen, schlägt sich diese Bandbreite in unterschiedlicher Zuschauerakzeptanz und unterschiedlichen Zuschauerstrukturen nieder. Politische Gesprächsrunden, eine Domäne der öffentlich-rechtlichen Programme, weisen die höchsten Zuschauerzahlen auf und erreichen vor allem das Publikum mit höherer formaler Bildung und höherem Berufsstatus. Dieselbe Zielgruppe nutzt auch die Kultur-Talkshows, die allerdings eine kleinere Zuschauerschaft erreichen. Sendungen der Kategorie "Menschen"/Zeitläufte finden ein Publikum in allen sozialen Schichten, wenn auch mit unterschiedlichem Erfolg.

Daily-Talkshows, eine Domäne des Privatfernsehens, deren Hauptthema Zwischenmenschliches/Privates ist, sprechen sehr verschiedene Zielgruppen an, je nach ihrer Positionierung im Talkshowangebot beispielsweise eher ältere und weibliche ("Hans Meiser") oder jüngere Zuschauer mit formal niedriger Bildung ("Arabella", "Andreas Türck") oder mittlere Altersgruppen mit einfacher bis mittlerer Bildung ("Sonja", "Birte Karalus", "Bärbel Schäfer"). Die Talkshows dieses Typs, die meist nachmittags gesendet werden und im Durchschnitt nicht mehr als 1,75 Millionen Personen erreichen, haben dennoch ein hohes Seherpotential von 26 Millionen Zuschauern (weitester Seherkreis). Die höchste Ausschöpfungsquote erreichen sie bei Frauen. Die Typen Late-Night- und Sport-Talk sind derzeit nur mit jeweils einer Show vertreten. Die Autoren erwarten künftig eine weitere Ausdifferenzierung von Talk-Formaten, weil dieses Genre einerseits relativ kostengünstig ist, andererseits ein hohes Zuschauerpotential aufweist und deshalb im Wettbewerb der Sender ein probates Programmelement darstellt.

MP 12/1998, S. 600-607



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