Heft 2

Horst Stipp

Wird der Computer die traditionellen Medien ersetzen?

Wechselwirkungen zwischen Computer- und Fernsehnutzung am Beispiel USA

Noch vor wenigen Jahren bestimmte das Schlagwort "Elektronische Datenautobahn" die Diskussion über die Zukunft der etablierten Medien. Mittlerweile geht man trotz bestehender Visionen, nach denen der Computer dominiert und die traditionellen Medien verdrängt werden, von einer Wechselwirkung im Medienbereich aus. "Konvergenz" ist der hieraus resultierende Begriff, der die Diskussion zur Zeit bestimmt.

Die unterschiedlichen Konvergenzszenarien gehen zwar von einem immer stärkeren Einfluß der Computer aus, jedoch gilt es als unwahrscheinlich, daß die etablierten Medien einfach durch Computerfunktionen ersetzt werden. Vielmehr stehen die Veränderungen der traditionellen Medien im Vordergrund, um gegen das neue Medium Computer konkurrieren zu können. In bezug auf Computer und Fernsehen werden drei unterschiedliche Spielarten von Konvergenz differenziert. Erstens die Konvergenz der technischen Innovationen, die eine Verschmelzung von Fernsehgerät und PC ermöglicht. Zweitens das Zusammenwirken von Unternehmen aus dem Bereich Elektronik, Computer und Telefon etc., und drittens wird eine Konvergenz beim Nutzungsverhalten der Rezipienten vorhergesagt. Hierbei nimmt der Fernseher die Funktion des Computers mit einem großem Bildschirm ein, und aus dem passiven Fernsehen wird interaktives Computerfernsehen.

Jedoch wurden diese Konvergenzansätze bisher nicht durch eindeutige empirische Ergebnisse belegt, zumal die Studien kommerzieller Forschungsinstitute widersprüchlich und methodisch zu hinterfragen sind. Aufgrund der aktuellen Forschungsergebnisse sowie der historischen Erfahrungen bei der Einführung neuer Medien kommt der Autor zu der Schlußfolgerung, daß die neuen elektronischen Medien die etablierten nicht verdrängen werden, und es deshalb weniger zu einer Konvergenz als vielmehr zu einer Ergänzung bei der Nutzung von Computern und etablierten Medien kommen wird. Eine zunehmende Vielfalt und Segmentierung statt einer eindimensionalen Konvergenz wird die Konsumentenbedürfnisse auch in der kommenden Zeit kennzeichnen.

MP 2/1998, S. 76-82



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