Auslagerung von Aufgaben und Leistungserstellung durch Dritte im Rundfunk
Das Modell des ZDF
Als Folge des gnadenlosen Konkurrenzkampfs im Fernsehen, so skizzierte ZDF-Intendant Dieter Stolte die derzeitige Lage des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, müsse dieser zukünftig verstärkt neben seiner programminhaltlichen Qualität auch die Wirtschaft- lichkeit der Programmherstellung unter Berücksichtigung seines Programmauftrags nachweisen. Gleichzeitig stiegen Preise für Programmrechte weiterhin deutlich schneller als die Finanz- ausstattung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Zusätzliche Mittel für das Programm könnten daher nur durch weitere Effizienzsteigerungen im Bereich der Programmherstellung sowie der Dienstleistungstätigkeiten freigesetzt werden. Dabei habe sich inzwischen die Erkenntnis durchgesetzt, daß auch öffentlich-rechtlich strukturierte Unternehmen mit Führungs- instrumenten aus der Privatwirtschaft gesteuert werden könnten. Die Grenze der Übertragung privatwirtschaftlicher Steuerungs- mechanismen liege da, wo der unverzichtbare Kernbestand des öffentlich-rechtlichen Rundfunks tangiert sei.
Outsourcing sei allerdings noch nicht gleichbedeutend mit Wirtschaftlichkeit. Diese könne auch durch interne Effektivitäts- steigerung und wirtschaftliche Optimierung des Ressourcen- einsatzes erreicht werden. Das ZDF gehe daher nicht von vorn- herein von der Vorteilhaftigkeit der Leistungserstellung durch Dritte aus, sondern habe sich für ein Modell entschieden, das zum einen auf den Erhalt der Eigenproduktionsfähigkeit in wichtigen Program- men durch Effektivitätssteigerung und Optimierung des Ressourceneinsatzes setzt, zum anderen aber auch offen sei für alle Formen des Outsourcing. Da das ZDF von Anfang an im fiktionalen Bereich stark auf Auftragsproduktionen gesetzt habe, seien ohnehin weniger eigene Produktions- kapazitäten aufgebaut worden als bei der ARD. Inzwischen seien verschiedene Aufgaben, zum Beispiel Programmvertrieb und Programmeinkauf, in neugegründete Dienstleistungen ausgelagert worden, um flexibler und kostengünstiger am Markt agieren zu können. Bei allen Entscheidungen über Eigenleistung und Fremdvergabe seien aber neben dem Kostenaspekt qualitative Gesichtspunkte und die gesetzlichen Vorgaben und hoheitlichen Aufgaben des ZDF zu berücksichtigen.
Zugleich wurde ein neues ganzheitliches Führungssystem aus vier eng miteinander verzahnten Bausteinen, dem Ein-Budget-System, der Zusammenfassung der Produktion in der Produktionsdirektion, der Ausgestaltung von Dienstleistungsbereichen als Service- bzw. als Cost-Center und der Einrichtung von EDV-gestützten Controllingsystemen etabliert. Im Ein-Budget-System werden interne und externe Ressourcen gleich behandelt, so daß Kosten vergleichbar werden. Die interne Verrechnung orientiere sich an durchschnittlichen Marktpreisen und zeige die Wettbewerbs- fähigkeit der eigenen Leistungserbringung. Die bisherigen Erfahrungen des ZDF hätten ergeben, daß interne Leistungs- erbringung oft wirtschaftlicher als der Fremdbezug von Leistungen sei, vor allem wegen der beim Fremdbezug anfallenden Mehrwerts- teuer. Das ZDF-Modell habe gegenüber einem großflächigen Outsourcing den Vorteil, daß es eine differenziertere Betrachtung ermögliche und zudem die Mitarbeitermotivation fördere, da alle Mitarbeiter aufgerufen seien, ihren Teil zum Erfolg des Produktionsgeschehens beizutragen.
MP 1/1999, S. 9-13
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