Heft 5

Klaus Caspari/Klaus Schönbach/Edmund Lauf

Bewertung polititscher Akteure in Fernsehnachrichten

Analyse der Berichterstattung in Bundestagswahlkämpfen der 90er Jahre

Die Anzahl kritischer Äußerungen über Politiker, Parteien, politische Institutionen und Organisationen hat in den Nachrichten der vier großen deutschen Fernsehsender (ARD, ZDF, RTL, SAT.1) im Bundestagswahlkampf 1998 gegenüber den vorangegangenen Wahlkämpfen zugenommen. Allerdings hielten sich die Journalisten mit eigenen Urteilen zurück und zitierten statt dessen häufiger kritische Äußerungen von Dritten (meistens anderen Politikern), ohne jedoch ein bestimmtes politisches Lager zu bevorzugen.

Die Gründe für diese veränderte Berichterstattung sind vielfältig. Vermutlich führten die Expansion und Ausdifferenzierung des Medienangebots zu einem Stilwandel des Journalismus. Wie sich dieser Stilwandel jedoch im einzelnen äußert, ist weniger organisations- als vielmehr situationsspezfisch, hängt also vor allem von den jeweiligen Protagonisten der Politik und von der Nachrichtenlage ab.

Untersucht wurden mögliche Einflußfaktoren auf (negative) Bewertungen in der Wahlberichterstattung der Fernsehnachrichten. So konnte nicht bestätigt werden, daß die geäußerte Kritik generell mit der Nähe des Wahltermins zunimmt. Auch werden Herausforderer um das Kanzleramt nicht automatisch besser beurteilt als Amtsinhaber: Zwar war Rudolf Scharping 1994 der Kritik seltener ausgesetzt als der Amtsinhaber, Gerhard Schröder 1998 aber nicht. Darüber hinaus zeigten sich kaum Unterschiede in der Kritikfreudigkeit zwischen privaten und öffentlich-rechtlichen Programmen. Nur RTL bewertete politische Akteure 1998 etwas negativer als die anderen Sender.

MP 5/1999, S. 270-274



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