Heft 7

Horst Röper

Formationen deutscher Medienmultis 1998/99

Entwicklungen und Strategien der größten deutschen Medienunternehmen

Die weltweit anhaltende Fusionswelle von Wirtschaftskonzernen hat mit dem Zusammenschluß von CLT und UFA längst auch die deutsche Medienbranche erreicht. Wie das Beispiel Rupert Murdoch zeigt, investieren ausländische Konzerne hierzulande verstärkt in den Fernsehmarkt, während ausländisches Kapital bei den Printmedien bisher kaum eine Rolle spielt.

Zwar konnte der mit Abstand größte deutsche Medienkonzern Bertelsmann 1998 durch Unternehmensverkäufe eine Steigerung des Jahresüberschusses erwirtschaften, zeigte aber Schwächen in einzelnen Bereichen. Börsennotierungen sollen den Handlungsspielraum für Expansionen erweitern. Gruner + Jahr, an dem Bertelsmann beteiligt ist, gelang im Geschäftsjahr 1997/98 ein neuer Rekordüberschuß, der vor allem auf das Auslandsgeschäft zurückzuführen ist. Markteintritte bei den Sonntagszeitungen und Wirtschaftsblättern (deutsche Ausgabe der Financial Times) sind aber nicht ohne Risiko.

Die Fusion von CLT und UFA wirkte sich 1998 noch negativ auf das Geschäftsergebnis aus, wobei man sich jedoch durch den Verkauf der Anteile am Pay-TV-Sender Premiere an Kirch von einem wesentlichen Verlustbringer befreien konnte, und RTL stattliche Gewinne abwirft. Der Kirch-Konzern zeigte sich vor allem wegen des erfolglosen Engagements mit dem digitalen Pay-TV-Sender DF 1 wirtschaftlich angeschlagen. Die neue Konzernstruktur mit drei Holdings sowie eine umfangreiche Partnerschaft mit Berlusconi sollen das Unternehmen festigen. Das Beteiligungsunternehmen ProSieben ist dagegen weiterhin auf Wachstumskurs.

Ob der im Hause Springer geplante Aufstieg zu einem internationalen Medienkonzern zum Erfolg führen wird, darf aufgrund der bisherigen Entwicklungen bezweifelt werden. Die finanzielle Basis für die angestrebte Expansion ist jedoch vorhanden. Holtzbrinck verdankt seinen Erfolg vor allem den Wirtschaftstiteln und seinem Engagement im Hörfunk, während der WAZ-Konzern seine Stärken eindeutig im Zeitungsmarkt besitzt. Bauer stagniert weiterhin auf hohem Niveau, wobei einerseits die Auslandsaktivitäten erfolgreich verliefen, die Engamements bei TM 3 und RTL 2 aber zunächst hohe Verlust bescherten. Burda hat schließlich seine Verlagsaktivitäten weiter internationalisiert und die Partnerschaft mit dem italienischen Verlagskonzern Rizzoli ausgebaut. Jenseits der aktuellen Geschäftsergebnisse stellt in einigen Medienkonzernen die Führungsnachfolge ein ungelöstes Problem dar, so etwa bei Kirch und beim WAZ-Konzern.

MP 7/1999, S. 345-378



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