Outsourcing und Leistungserstellung durch Dritte beim ZDF
Konkrete Vorhaben und Konzeptionen
Konkrete Outsourcing-Vorhaben und Konzeptionen der wirtschaftlichen Optimierung beim ZDF beschrieb Michael Winter, Personalchef des ZDF. Kurzfristige Maßnahmen mit dem Ziel schneller Effekte, zu denen oft Outsourcing-Maßnahmen oder Personalabbau zählen, greifen nach seiner Meinung zu kurz, es bedürfe vielmehr einer differenzierten Vorgehensweise mit einer Vielzahl von Maßnahmen. Bei den Überlegungen, ob Aufgaben durch Dritte wahrgenommen werden sollen, müsse das Gesamtunternehmen betrachtet werden. Dabei gehe es um die Optimierung des Organisationsablaufs und der Grundstrukturen, insbesondere auch der Tarifstrukturen. Zu berücksichtigen sei die Akzeptanz von Veränderungen durch Mitarbeiter, Gremien und Tarifpartner.
Bei allen Vorhaben müsse Wirtschaftlichkeit als Zielwert gegenüber anderen wichtigen Unternehmenszielen, wie Erhaltung der Eigenproduktionsfähigkeit, abgewogen werden. Winter unterschied zwischen originären, komplementären und sonstigen Unternehmens- aufgaben. Je weniger originär eine Aufgabe sei, desto stärker könnten reine Wirtschaftlichkeitsüberlegungen in den Vordergrund rücken. Originäre Funktionen müßten in Eigenregie erfüllt werden, dazu gehörten Programm- oder geschäftsleitungs- relevante Funktionen. Verwaltungs- und Technikfunktionen mit weniger engem Bezug zu originären Kernaufgaben, zum Beispiel Beihilfeabrechnungen oder Zentraleinkauf, seien fremdvergeben worden.
Outsourcing als ein Teilaspekt wirtschaftlicher Unternehmens- gestaltung stehe in unmittelbarer Wechselbeziehung zu zwei weiteren Funktionsprozessen, dem "Re-Sourcing", der Neubündel -ung von Ressourcen und Optimierung der Infrastruktur, sowie dem "Refreshing", der mentalen Akzeptanz von Veränderungen. Erst nach entsprechendem Re-Sourcing und der Einbeziehung eigener Synergiemaßnahmen sei ein Vergleich der Wirtschaftlichkeit von Eigenleistung und Fremdvergabe möglich. Dabei gelten für Unternehmen mit gewachsenen Strukturen andere Prämissen als für neugegründete. Das ZDF müsse also bei der Frage der Aufgabenwahrnehmung durch Dritte neben den grundlegenden Unternehmenszielwerten auch den geschaffenen und optimierten Eigenwert berücksichtigen, wolle es sich nicht selbst in Frage stellen.
MP 1/1999, S. 26-29
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