Programmqualität im Fernsehen
Entwicklung und Umsetzung von TV-Qualitätskriterien
Die aktuelle Diskussion um Programmqualität im Fernsehen wird sowohl in der Medienpolitik auf öffentlich-rechtlicher bzw. privater Programmebene (Beispiel: Talkshows) als auch im Rahmen der internen Programmplanung auf Sendungsebene geführt. Allgemeine, normativ vorgegebene Qualitätskriterien sind zum Beispiel Vielfalt, Relevanz, Professionalität, Akzeptanz und Rechtmäßigkeit, wobei es sich um theoretische Konstrukte handelt, die teilweise schwer zu operationalisieren sind. Die bisher einzige inhaltsanalytische Datenquelle, aus der kontinuierlich Erkenntnisse zur Programmqualität im deutschen Fernsehen gezogen werden können, sind die im Auftrag von ARD und ZDF erstellten Programmanalysen des Instituts für empirische Medienforschung (IFEM). Inzwischen haben aber auch die Landesmedienanstalten eine kontinuierliche Programmforschung in Auftrag gegeben.
Qualitätskriterien für einzelne Sendungen können aus Befragungen von Programmachern, Fernsehkritikern und dem Publikum sowie aus Inhaltsanalysen der betreffenden Sendung und konkurrierender Angebote abgeleitet werden; ein Methodenmix ist empfehlenswert. Neben handwerklichen, künstlerischen und inhaltlichen Aspekten spielen hier ökonomische Faktoren wie auch der Publikumserfolg und die emotionale Bindung der Zuschauer eine Rolle. Bereits 1993 führte das Schweizer Fernsehen DRS im Rahmen einer Struktur- und Programmreform eine Sendungserfolgskontrolle ein, die sich auf die quantitativen Kriterien Sehbeteiligung und Kosten und außerdem auf das qualitative Merkmal Reputation (Akzeptanz und Erfolg in der Zielgruppe, Attraktivität und Verständlichkeit der Sendung, Renomee für das Unternehmen u.a.) stützte. Vergleichbare, an die jeweiligen Strukturen der Häuser angepaßte Konzepte und Modelle zum Programmcontrolling entstanden in fast allen ARD-Rundfunkanstalten, beim ZDF, beim Österreichischen Fernsehen ORF und beim Kultursender 3sat. Allerdings wurden die Beurteilungskriterien für Sendungsqualität auf unterschiedliche Weise formuliert und gewichtet.
Beim Programmcontrolling kommt es darauf an, daß ein ständiger Kommunikationsprozeß zwischen Programmplanern und -mitarbeitern in Gang gesetzt wird. Eine Führungsmethode zur Umsetzung der Qualitätskriterien im redaktionellen Alltag sowie zur Qualitätssicherung ist das in der Wirtschaft seit Jahren praktizierte Total Quality Management, das Qualität in den Mittelpunkt stellt und auf die langfristige Zufriedenheit der Kunden und den Nutzen für die Mitarbeiter zielt. Jedoch muß diese Methode an die speziellen Strukturen und Arbeitsweisen von Fernsehunternehmen angepaßt werden, um erfolgreich zu sein.
MP 3/1999, S. 94-110
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