Heft 4

Oliver Turecek/Andreas Grajczyk/Gunnar Roters

Videonutzung auf dem Rückzug?

Die Entwicklung des Mediums Video in Deutschland 1989 bis 1998

Etwa zwei von drei bundesdeutschen Haushalten besitzen inzwischen einen Videorecorder. Damit ist das Medium Video auf breiter Basis etabliert, allerdings scheint eine Sättigungsgrenze erreicht: Seit 1995 ist nur mehr eine geringfügige Zunahme der Verbreitung von Videorecordern zu verzeichnen. Die Zahl der potentiellen Videonutzer hat sich in den letzten zehn Jahren auf etwa 50 Millionen mehr als verdoppelt, die tägliche Nutzung dieses Mediums ist hingegen weniger stark gestiegen: Die Nettoreichweite von Video lag 1998 in Videorecorderhaushalten bei 13,6 Prozent und die durchschnittliche Sehdauer bei knapp zehn Minuten. Die Konkurrenz von mehr als 30 Fernsehprogrammen macht offenbar auch dem Medium Video zu schaffen, so daß bei einer absehbaren weiteren Diversifizierung des Programmangebots selbst eine rückläufige Videonutzung denkbar ist.

Zu den aktivsten Videonutzern zählen die Altersgruppen zwischen 20 und 39 Jahren und ab 65 Jahre, wobei Männer leicht überproportional vertreten sind. Eigenaufnahmen spielen bei der Videonutzung eine immer geringere Rolle, 1998 lag der Nutzungsanteil von Leih- und Kaufkassetten mehr als doppelt so hoch. Eindeutig im Vordergrund stehen unterhaltende Filme, in erster Linie Hollywood-Kassenschlager, die die Hitlisten von Eigenaufnahmen, Leih- und Kaufkassetten dominieren.

7,4 Prozent der bundesdeutschen Haushalte haben im zweiten Halbjahr 1998 Videos geliehen, in der Summe kam es zu 3,2 Millionen Ausleihen pro Woche. 60 Prozent der Leihvorgänge entfielen dabei auf 14- bis 29jährige, überproportional leihaktiv sind ferner Haushalte mit Kindern unter 14 Jahren. Der Kauf bespielter Videokassetten hat in den letzten Jahren gegenüber dem Verleih zugenommen, dennoch weist der deutsche Videomarkt insgesamt seit Mitte der 90er Jahre eine stagnierende bis rückläufige Tendenz auf.

MP 4/1999, S. 167-173



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