Heft 12

Sabine Trepte/Eva Baumann/Kai Borges

Big Brother: Unterschiedliche Nutzungsmotive des Fernseh- und Webangebots?

Ergebnisse einer Studie zu Substitutions- und Komplementärbeziehungen der Fernseh- und Onlinenutzung

Das Innovative des Programmformats "Big Brother" besteht zum einen darin, dass es verschiedene Genreformen wie Reality TV, Daily Soap und Gameshow auf neuartige Weise bündelt und mit der Präsentation intimer Details von Privatpersonen die Grenzen des bisherigen Repertoires überschreitet. Zweitens ist "Big Brother" das erste erfolgreiche Showformat, das auf einer systematischen Verknüpfung von TV-Sendungen und einem Internetauftritt basiert. In einer Studie des Instituts für Journalistik und Kommunikationsforschung der Hochschule für Musik und Theater in Hannover wurden die Wechselbeziehungen zwischen der Fernseh- und Onlinenutzung des "Big Brother"-Angebots näher untersucht.

Die Ergebnisse der Onlinebefragung von 4 379 Nutzern von "Big Brother" zeigen, dass TV- und Webangebot des Formats in hohem Maße komplementär und zum Teil auch gleichzeitig genutzt werden. Aus den Nutzungsmotiven beider Angebotsformen lassen sich die gemeinsamen Faktoren Infotainment, Orientierung und Zeitvertreib herauskristallisieren, die medienbedingt jedoch unterschiedliche Ausprägungen haben. In Bezug auf das Nutzungsmotiv Unterhaltung sind jedoch TV- und Webangebot grundsätzlich substituierbar, das heißt, sie werden beide aus Unterhaltungsmotiven genutzt.

Differenziert man die "Big Brother"-Nutzerschaft nach den Nutzertypen Fans, Affektnutzer, Interessierte und Zaungäste kristallisieren sich Unterschiede der Motivlagen zwischen diesen Nutzertypen heraus. Fernseh- und Webangebot von "Big Brother" erfüllen indes für die verschiedenen Motivtypen überwiegend die gleichen Funktionen. Sie werden aber dennoch ergänzend genutzt und -- zumindest im Falle des untersuchten Unterhaltungsformats -- als funktionale Alternativen begriffen, die gleiche Bedürfnisse aufgrund unterschiedlicher Eigenschaften und Leistungen befriedigen.

MP 12/2000, S. 550-561



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