Heft 4

Oliver Turecek/Andreas Grajczyk/Gunnar Roters

Digitale Konkurrenz für das Medium Video?

Videonutzung und Videomarkt 1999

Zur Jahrtausendwende steht das Medium Video vor Wandlungsprozessen. Mittelfristig werden neue digitale Techniken zur Videowiedergabe und -aufzeichnung verstärkt Einzug in Privathaushalte halten und möglicherweise auch die Nutzung verändern. Das Jahr 1999 bestätigte jedoch noch die Trends, die sich in der Videonutzung bereits in den letzten Jahren abgezeichnet hatten: Es gibt immer mehr Haushalte mit Videorecordern. Obwohl also mehr Personen Zugriff auf ein Videogerät haben, sinkt die Zahl der Nutzer leicht. Wichtigste Nutzung ist nach wie vor das Abspielen von Leih- und Kaufkassetten, deutlich vor der Wiedergabe selbst bespielter Kassetten. Aus dem Fernsehprogramm werden etwa doppelt so viele Sendungen aufgezeichnet wie abgespielt, wobei Unterhaltungsgenres überwiegen. Im Videoverleih dominieren US-amerikanische Erfolgsfilme. Sogenannte Videopremieren, also Filme, die nicht im Kino zu sehen sind, verzeichnen sinkende Umsätze. Konkurrenz erhalten VHS-Kassetten zunehmend durch die Digital Versatile Disc (DVD), deren Umsätze aus Verkauf und Verleih 1999 einen Anteil von 7,5 Prozent erzielten. Damit hat sich die DVD zum Hoffnungsträger der Videoverleih- und Verkaufsbranche entwickelt. Ihre Vorteile sind vor allem höhere Speicherkapazität und verschleißfreie Bild- und Tonqualität, ferner die Möglichkeit, ohne zu spulen bestimmte Kapitel oder Sequenzen anzusteuern. Eine anfangs in der Branche vorfindliche Ablehnungshaltung gegenüber der DVD ist der praktischen Notwendigkeit gewichen, der wachsenden Kundennachfrage zu entsprechen. Derzeit sind bereits rund 1 000 Titel auf DVD verfügbar.

Die Zahl der Videotheken ist insgesamt weiter rückläufig. Die bestehenden Geschäfte verbreitern zunehmend ihr Sortiment und halten neben DVDs und teilweise DVD-Geräten auch Computerspiele und Spielkonsolen zur Ausleihe bereit, und sie machen einen wachsenden Umsatz mit Zusatzartikeln, deren Spektrum von Zeitschriften über Merchandising-Produkte bis zu Lebensmitteln reicht.

Neben der DVD gibt es weitere digitale Videotechniken, die zur Konkurrenz des derzeitigen VHS-Systems werden können. D-VHS ist eine Weiterentwicklung des VHS-Systems, während PVR (Personal Video Recorder) Computerfestplatten als Speichermedium nutzt. Im Fernsehbereich könnten Pay-per-view und Near-video-on-demand - große Verbreitung vorausgesetzt - als Alternative zu Ausleihe oder Kauf von Videokassetten genutzt werden.

MP 4/2000, S. 181-189



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