Merkmale und Funktionen der Sportberichterstattung
Sport und Medien - ein Forschungsüberblick
Sport, Medien und Wirtschaft bilden heute eine komplexe, kommerziell geprägte Interessengemeinschaft, denn der Sport besitzt vor allem im Fernsehen einen hohen Stellenwert. Große Sportereignisse (z.B. Olympische Spiele) werden nicht selten weltweit von mehreren Milliarden Menschen am Fernsehbildschirm verfolgt. Mit dem Blick auf die (vermeintlichen) Bedürfnisse der Zuschauer hat sich eine Sportberichterstattung entwickelt, die durch spezifische Merkmale gekennzeichnet ist. So wird (vor allem von den Privatsendern) über wenige populäre Sportarten berichtet, und man konzentriert sich im Wesentlichen nicht auf den Breiten-, sondern auf den Spitzensport. Eine kritische Auseinandersetzung mit Begleitumständen des Sports, wie die zunehmende Kommerzialisierung, die Einflussnahme von Wirtschaft und Medien sowie Doping, findet vergleichsweise selten statt.
Die wachsende Abhängigkeit des Sports von den Medien zeigt sich beispielsweise in dem Versuch, Einfluss auf den Sport (z.B. Spielregeln) zu nehmen, um eine fernsehgerechte Inszenierung zu erlauben. Somit entwickelt sich der Sport mehr und mehr zur inszenierten Unterhaltung (Show), sodass sich auch Sportjournalisten verstärkt eher in der Rolle des Unterhalters als in der des kritischen Informierers sehen. Entsprechend sorgt die Dramatik mancher Sportübertragungen für einen hohen Unterhaltungswert.
Sport in den Medien bzw. im Fernsehen erfüllt für das Publikum verschiedene Funktionen. Zwei der wesentlichen Funktionen sind Information und Unterhaltung. Hinzu tritt die Identifikationsmöglichkeit mit Spitzensportlern, die bei positiven Ergebnissen zur Selbstbestätigung der Zuschauer führen kann. Übertragungen großer Sportereignisse werden außerdem häufig gemeinsam mit Freunden und Bekannten gesehen und auch Nicht-Sportinteressierte schauen zu, das heißt, derartige Medienereignisse haben einen rituellen Charakter mit hohem symbolischen Wert.
MP 11/2000, S. 511-516
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