Heft 10

Maria Gerhards/Andreas Grajczyk/Walter Klingler

Programmangebote und Spartennutzung im Fernsehen 1999

Eine Analyse auf Basis der GfK-Sendungscodierung

Ob die 1999 im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufige Gesamtfernsehnutzung eine Trendumkehr bedeutet oder ob andere Einflüsse eine Rolle spielen, kann heute noch nicht bewertet werden. Der TV-Spartenbericht für das Jahr 1999 weist einerseits auf aktualitätsbedingte Veränderungen des Angebotes hin (z.B. geringeres Sportangebot wegen fehlender Großereignisse), die auch die Marktanteile einzelner Sender beeinflusst haben. Deutlich wird aber auch, dass Marktanteilsveränderungen der Fernsehsender auf einen sich weiter ausdifferenzierenden Markt zurückzuführen sind, in dem der Wettbewerb zunimmt. Die Programmspartennutzung erweist sich als relativ stabil: Sie ist das Ergebnis von Tagesabläufen, langfristigen Inhaltsinteressen und traditionellen Sender- und Programmbindungen.

Im aktuellen Spartenbericht, der wiederum auf der GfK-Sendungscodierung basiert, wurden 20 Programme codiert dokumentiert, darunter ARD/Das Erste, ZDF, die acht Dritten Programme, RTL, SAT.1 und ProSieben. Nach Sparten betrachtet entfällt nach wie vor der größte Teil des Nutzungsvolumens auf Fiction (40 %) und Information/Infotainment (30 %). Im Vergleich zum Angebot werden Fiction, Unterhaltung und Werbung überproportional genutzt, Information/Infotainment und Sport dagegen leicht unterdurchschnittlich. Das Durchschnittsalter der Informationsnutzer lag 1999 bei 53 Jahren, das der Seher von Unterhaltungssendungen bei 51 Jahren, das der Sportseher bei 50 Jahren. Die "jüngsten" Gruppen sind diejenigen, die mit Werbung Kontakt hatten (45 Jahre) sowie die Fictionnutzer (44 Jahre). Bei Angebot und Nutzung dominieren die öffentlich-rechtlichen Programme weiterhin den Informationssektor, wobei das Erste hier die höchste Tagesreichweite erzielt.

Eine Zusatzanalyse der GfK-Paneldaten nach den sogenannten Sinus-Milieus zeigt deutlich, dass die Milieus unterschiedliche Programminteressen verfolgen. So haben Personen, die zu den gesellschaftlichen Leitmilieus gehören, eine besondere Affinität zu Informationssendungen, während die modernen Unterschichtmilieus eher zu fiktionalen Angeboten tendieren. Die Leitmilieus (etabliertes Milieu und intellektuelles Milieu) bevorzugen ARD und ZDF, während RTL und ProSieben im postmodernen Milieu an der Spitze liegen. In allen diesen drei Milieus nehmen ARD und ZDF die Spitzenstellung bei der Nutzung der Programmsparte Information/Infotainment ein.

MP 10/2000, S. 458-463



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