Heft 9

Christian Breunig

Programmbouquets im digitalen Fernsehen

Marktübersicht, Inhalte und Akzeptanz von digitalem Free-TV und Pay-TV in Deutschland

Entgegen optimistischer Prognosen können heute in Deutschland nur rund 1,5 Millionen Menschen digitales Fernsehen empfangen, wobei Digital-TV weder mit Pay-TV noch mit interaktivem TV gleichzusetzen ist. Zum einen existiert nämlich auch ein ansehnliches digitales Angebot größtenteils öffentlich-rechtlicher Programme im unverschlüsselten Free-TV, zum anderen wird der Wunsch des Publikums nach Interaktivität oft überschätzt.

Zur Zeit dominieren drei Veranstalter den digitalen Fernsehmarkt in Deutschland: ARD und ZDF im Free-TV sowie Premiere im Pay-TV. Im Rahmen des Bouquets ARD Digital greift die ARD auf die Angebote ihrer Programmfamilie (Das Erste, Dritte Programme u.a.) und auf die Gemeinschaftsprogramme mit dem ZDF bzw. weiteren Partnern (KiKa, Phoenix, 3sat, Arte) zurück, die durch spezielle Digitalangebote (EinsMuXx, EinsExtra, EinsFestival, EPG, ARD-Online-Kanal) ergänzt werden. Im digitalen Angebot ZDF.vision bündelt das ZDF neben seinem Hauptprogramm, speziellen Digitalprogrammen bzw. -diensten (ZDF.info, ZDF.doku, ZDF Theaterkanal, EPG, ZDF.digitext) und den Gemeinschaftsprogrammen (s. ARD) auch die Programme der Kooperationspartner ORF, Euronews, und EUROSPORT.

Für das digitale Pay-TV-Paket von Premiere World, das im Wesentlichen eine Vielzahl von Film- und Serienkanälen sowie Sport in insgesamt vier "Welten" (Movie World, Sports World, Family World, Gala World) zusammenfasst, zahlen Kunden pro Jahr bis zu 1 000 DM. Trotz des Zugpferdes Sport (vor allem Fußball) bleiben die Abonnentenzahlen jedoch weit hinter den Erwartungen zurück. In Planung bzw. noch nicht auf Sendung befinden sich ferner Digitalprogramme der Sender RTL, MTV und Onyx, während die Zukunftspläne von TM 3 ungewiss sind. Kabelnetzbetreiber wie PrimaCom versuchen sich zudem mit dem Aufbau von Programmplattformen, die interaktive Anwendungen erlauben. Hauptziel gerade auch der öffentlich-rechtlichen Sender ist es, die neuen Bouquets mit unverwechselbaren Programmprofilen als Dachmarken zu stärken, auch wenn dies kurzfristig nicht zu großen Erfolgen führt.

MP 9/2000, S. 378-394



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