Heft 5

Jan Metzger/Ekkehardt Oehmichen

Qualitätssteuerung im hessen fernsehen

Strategie, Verfahren und erste Erfahrungen

Im Hessischen Rundfunk wird zur Zeit ein Verfahren zur Qualitätssteuerung im Fernsehen anhand von vier Pilotsendungen getestet, das als Instrument der Programmentwicklung dient. Ausgangspunkt ist hier wie auch in anderen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten das Ziel, das Programm stärker als bisher für Altersgruppen zwischen 30 und 50 Jahren zu öffnen und somit einen Imagewandel und eine Modernisierung herbeizuführen. In das Verfahren der Qualitätssteuerung gehen alle eigenproduzierten Sendungen ein. Neben dem Jahresbudget und der Quotenziele, die bereits seit Jahren in Programmvereinbarungen ausgehandelt werden, dient nun die Qualität als dritte Säule im Steuerungs- prozess. In der Praxis treffen die Programm- verantwortlichen und die Medienforschung eine Zielvereinbarung über (qualitative) Sendungsziele, die auf einem differenzierten Kriterienkatalog beruhen. Außerdem einigt man sich über die angestrebte Quote und über die zu erreichenden Zielpublika.

Zwecks Überprüfung der Zielvereinbarungen kommen nach dem Vorbild des WDR-Modells zwei Kontrollverfahren zum Einsatz: ein internes und ein externes Monitoring. Für das interne Monitoring werden hr-interne Kontrollgruppen eingerichtet, die fünf bis acht Fernsehprofis aus Fernsehredaktionen und Produktion umfassen. Die Teilnehmer sehen sich die im Monitoring befindliche Sendung zum Ausstrahlungszeitpunkt an und äußern am Folgetag in einer moderierten Diskussion ihre Eindrücke und Beurteilungen. Im Rahmen des externen Monitorings werden zur Zeit zwei methodische Varianten getestet, nämlich standardisierte Telefonbefragungen in der Zielgruppe einerseits und offene, schriftliche Intensivbefragungen andererseits. Insgesamt wurde die Qualitätssteuerung im Fernsehen des hr positiv aufgenommen, da Zielvereinbarungsgespräche das Verständnis zwischen Redaktionen und Programmplanung fördern und Orientierung geben. Durch den Prozess der Qualitätssteuerung entsteht ein neues, gemeinsames Verständnis des eigenen Programms.

MP 5/2000, S. 207-212



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