Heft 11

Tomas Brinkmann

Sport und Medien - Die Auflösung einer ursprünglichen Interessengemeinschaft?

Sportvermarktung und Berichterstattung im Widerstreit

Die breite Berichterstattung in den Medien hat Sport zum dominierenden Phänomen der Alltagskultur gemacht. Dabei sind Berichterstattung und Sportvermarktung zunehmend in Konflikt geraten: Der weitgehend professionalisierte Spitzensport vereinnahmt die Medien immer stärker für seine Unternehmensziele, was deren gesellschaftlicher Vermittlungsaufgabe oft diametral entgegenläuft.

Obwohl sich Verwertungsrechte des Veranstalters an einem Sportwettkampf im urheberrechtlichen Sinne rechtlich kaum ableiten lassen, haben die Sportvermarkter in der Vertragspraxis des Fernsehens eine Rechtsstellung erreicht, die es ihnen ermöglicht, Dritte von jeglicher Fernsehberichterstattung auszuschließen - wenn man von der sogenannten Kurzberichterstattung einmal absieht. Inzwischen beanspruchen die Sportvermarkter darüber hinaus auch für Hörfunk und Internet Herrschaftsrechte für mögliche Vermarktungsformen.

Auch wenn Hörfunk als Medium der Sportwiedergabe eigentlich nachrangig ist, mehren sich die Versuche der Sportspitzenverbände, Hörfunkreportagen über große Sportereignisse zulassungs- und entgeltpflichtig zu machen. Offenbar soll damit - mit Blick auf die neuen Medien - der Einfluss auf die Berichterstattung generell ausgedehnt werden. Ein Verwertungsrecht für die Hörfunkwiedergabe von Sportveranstaltungen gibt es aber nicht und auch für die Internetwiedergabe lässt sich ein solches Recht nicht pauschal behaupten. Sportveranstalter können nicht verbieten, dass über Sportereignisse gechattet, informiert oder Reportagen und Kommentare online verbreitet werden.

Eine qualitativ neue Stufe der Sportvermarktung sind eigene Rundfunkprogramme der Sportvereine, die bisher aber noch Planspiele sind. Ein exklusiver Vereinsrundfunk würde allerdings de facto das Ende der freien Berichterstattung zumindest für den massenattraktiven Sport bedeuten. Die Politik muss daher den wachsenden Zugangsbeschränkungen zur Sportberichterstattung endlich durch geeignete Verfahrens- und Ausgleichsregeln entgegenwirken.

MP 11/2000, S. 491-498



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