Heft 12

Walter J. Schütz

Deutsche Tagespresse 2001

Trotz Bewegung im Markt keine wesentliche Erweiterung des publizistischen Angebotes

Nach der aktuellen Zeitungsstatistik für den Zeitraum von Mai 1999 bis Juli 2001 gab es deutlich mehr Veränderungen im Zeitungsmarkt als in den Vorjahren, ohne dass sich dies jedoch auf die publizistische Vielfalt wesentlich auswirkte. Die Anzahl der Publizistischen Einheiten erhöhte sich um eine auf 136, wobei einem Verlust zwei neu aufzunehmende Publizistische Einheiten ("Financial Times Deutschland" und "Handelsblatt" mit jetzt thematisch erweiterter Berichterstattung) gegenüberstehen. Mit dem Scheitern von fünf weiteren Zeitungsneugründungen erwiesen sich erneut die Marktzutrittsschranken auf dem deutschen Tageszeitungsmarkt als zu hoch. In Turbulenzen verwickelt waren hier die Neugründungen kostenloser Verteilzeitungen, wie sich spektakulär im sog. "Kölner Zeitungskrieg" zeigte.

Die Einstellung von drei Zeitungen reduzierte die Anzahl der "Verlage als Herausgeber" entsprechend. Dennoch ist die Anzahl der "Verlage als Herausgeber" insgesamt leicht angestiegen, was allerdings auf die wirtschaftliche Ausgliederung von örtlichen Ausgaben zurückzuführen war und deshalb keine Erweiterung des publizistischen Angebotes herbeiführte. Auch die Anzahl der Ausgaben ist leicht angestiegen; hier sind zwei gegensätzliche Strategien der Verlagsunternehmen zu beobachten: einerseits Kostensenkung durch Zusammenlegung lokaler Ausgaben, andererseits die weitere Aufgliederung in kleinräumige Verbreitungsgebiete. Zusätzliche Angebote schufen die "Qualitätszeitungen", d.h. überregionale Abonnementzeitungen und Zeitungen mit überregionaler Geltung. Beispiele sind die "Frankfurter Allgemeine" mit einer eigenen Lokalausgabe für Berlin und die "Welt" mit einer Ausgabe für Bayern, die zum Anlass für die "Süddeutsche Zeitung" wurde, die Berichterstattung über Bayern noch weiter auszubauen.

Von Auflagenverlusten sind mittlerweile Kauf- und Abonnementzeitungen gleichermaßen betroffen; "Qualitätszeitungen" konnten Auflagengewinne verbuchen. Die Anzahl der Ein-Zeitungs-Kreise ist nahezu konstant geblieben, und es bleibt festzuhalten, dass viele Abonnementzeitungen in nachrangiger Marktposition durch "latente Pressekonzentration" in marktstarke Unternehmen eingebunden sind.

MP 12/2001, S. 602-632



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