Heft 1

Horst Röper

Formationen deutscher Medienmultis 1999/2000

Entwicklungen und Strategien der größten deutschen Medienunternehmen

Der Beitrag fasst die wichtigsten Entwicklungen der Jahre 1999 und 2000 bei den größten deutschen Medienunternehmen zusammen. Generell zeigte sich bei allen betrachteten Medienkonzernen eine positive Geschäftsentwicklung. Insbesondere die Bertelsmann AG und der Print-Konzern Gruner+Jahr, an dem Bertelsmann zu 74,9 Prozent beteiligt ist, erzielten nicht nur starke Umsatzsteigerungen, sondern auch hohe Jahresüberschüsse. Nach Umsätzen auf den folgenden Plätzen rangieren Springer, Holtzbrinck und die WAZ-Mediengruppe.

Die Kirch-Gruppe präsentiert sich nach ihrer Umorganisation - u.a. Bildung der Kirch-Holding mit KirchMedia AG als wichtigstem Unternehmen, Zusammenführung von ProSieben und SAT.1 in der ProSieben SAT.1 Media AG - als ein Konzern, dessen Struktur im Sinne vertikaler Verwertungsstrategien nahezu komplett ist. In dieser Hinsicht hat Bertelsmann noch Nachholbedarf, wobei dem Gütersloher Unternehmen durch die Bildung der RTL group mit dem führenden britischen Produktionsunternehmen Pearson ein wichtiger Schritt gelungen ist. Außerdem verfügt Bertelsmann anders als Kirch über erhebliche Mittel für Investitionen und Zukäufe. Kirch war bei seinen Vorhaben in den letzten Jahren immer wieder auf finanziell starke Partner angewiesen und musste beispielsweise bei seiner Kooperation mit Murdoch auch Konditionen akzeptieren, die aus Sicht des Konzerns Risiken bergen. Belastend für die Kirch-Gruppe ist nach wie vor das Engagement im defizitären Pay-TV.

Die stärker im Printsektor verankerten Unternehmen verfolgen unterschiedliche Strategien im Rundfunkmarkt. Springer hat nur noch eine Minderheitsbeteiligung bei SAT.1, baut aber seine Aktivitäten im Produktionsbereich aus und ist weiterhin bei Privatradios engagiert. Holtzbrinck hat ebenfalls nur noch eine Fernsehbeteiligung (n-tv), erhöhte jedoch seine Beteiligungen im privaten Hörfunk. Die WAZ konzentriert sich auf Investitionen im Printsektor, vor allem im Ausland, ist jedoch über BW TV an der RTL group beteiligt und zeigt Interesse an Ballungsraumfernsehen. Bauer und Burda konzentrieren sich in erster Linie auf Investitionen im Printbereich. Im Onlinesektor verfolgen alle Konzerne eine Strategie verstärkter Investitionen.

MP 1/2001, S. 2-30



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