Marktentwicklung und Beschäftigung im Multimediasektor
Ergebnisse eines Expertenpanels
Um Antworten auf die Frage zu erhalten, welche Markt- und Beschäftigungseffekte der Multimediasektor auf die Old und New Economy haben wird, gab das Bundeswirtschaftsministerium eine Studie in Auftrag, auf die sich der vorliegende Beitrag stützt. Im Mittelpunkt stehen eine Prognose zur weiteren wirtschaftlichen Entwicklung in den Multimediabereichen Inhalte, Netze und Endgeräte/Bauteile, mögliche Konvergenztrends zwischen den drei Bereichen und vor allem eine Einschätzung der künftigen Arbeitsplatzentwicklung in diesen Sektoren. In einer mehrwelligen Befragung äußerten sich rund 200 Multimediaexperten aus der Wirtschaft wie auch aus der Wissenschaft, wobei für die Erhebung erstmals interaktives Fernsehen eingesetzt wurde.
Zum Erhebungszeitpunkt Mitte 2000 wurde die wirtschaftliche Entwicklung im Multimediabereich allgemein sehr positiv eingeschätzt. Es gab eine große Nachfrage nach neuen Mitarbeitern, insbesondere in den Bereichen Marketing, Vertrieb, Forschung und Entwicklung. Allerdings wussten schon damals zahlreiche Firmen, dass sie in nächster Zeit Mitarbeiter entlassen würden. Ausgerechnet in den nachfragestärksten Funktionsbereichen sollten gleichzeitig die meisten Arbeitskräfte eingespart werden, am stärksten in den Branchen Finanzwirtschaft und Handel. Während knapp zwei Drittel der Befragten überzeugt waren, dass durch Multimedia bis 2005 deutlich mehr Arbeitsplätze geschaffen als abgebaut würden und das durchschnittliche Beschäftigungswachstum auf 4 Prozent schätzten, rechneten die Befragten im eigenen Unternehmen kaum mit neuen Arbeitsplätzen (1 %).
Konvergenz erwarteten die Multimediaexperten hauptsächlich zwischen den Segmenten Informationstechnik und Telekommunikation, d.h., sie nahmen ein Zusammenwachsen von Multimediainhalten mit der Festnetz- bzw. Mobiltelefonie an. Dagegen vermutete nur eine Minderheit eine Konvergenz zwischen Medien und Informationstechnologie, also etwa den Empfang von Internetinhalten über den Fernseher via Breitbandkabel. Die besten Wachstumschancen wurden eindeutig den Inhalteanbietern zugesprochen, hier speziell den Onlinediensten. Im Netzbereich sahen die Experten Wachstumschancen am ehesten für Internet, Intranet/Extranet und Mobiltelefonie. Auf dem Markt der Endgeräte hielten sie insbesondere Handys für einen Wachstumsmarkt.
Aus den Befragungsergebnissen folgt, dass die Beschäftigungseffekte im Multimediabereich keinesfalls überschätzt werden sollten. Dies gilt gleichermaßen für die Branchen der Old Economy wie auch für Angehörige der Multimediaindustrie.
MP 11/2001, S. 564-575
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