Heft 2

Teletext - das unterschätzte Medium

Ergebnisse einer quantitativen und qualitativen Nutzerstudie zu Rezeption und Zukunft von Teletext

Die von Internet- und digitaler Fernsehtechnik ausgehende Faszination lässt oft vergessen, dass Interaktivität in Form des analogen, nicht multimedialen Teletextes längst Einzug in den Nutzungsalltag der Fernsehzuschauer gehalten hat. Durch die aktive Navigation via Fernbedienung vermittelt Teletext erste Erfahrungen im Umgang mit Abrufdiensten am TV-Bildschirm und könnte eine Art Pionierfunktion für interaktives Fernsehen haben. Ob und in welcher Form Teletext diese Rolle übernommen hat und welche Zukunftsperspektiven dem Medium im digitalen und Internetzeitalter zugerechnet werden, wurde im Rahmen eines Projektes der ARD-Medienkommission mittels quantitativer und qualitativer Nutzerbefragungen untersucht.

82 Prozent der Fernsehhaushalte können Anfang 2001 Teletext empfangen, und die Teletextangebote der Fernsehsender werden täglich von 9,5 Mio Personen genutzt, durchschnittlich 7,5 Minuten lang. Im Tagesverlauf liegt die Nutzungsspitze für Teletext bei 20.00 Uhr, im Wochenverlauf mit deutlichem Übergewicht auf dem Wochenende. Im Vergleich zum Fernsehpublikum präsentieren sich die Teletextleser als eher jünger, männlich und höher gebildet. Meist genutztes Angebot ist der ARD-Text mit einem Marktanteil von 18,5 Prozent, gefolgt von n-tv und SAT.1.

83 Prozent der Befragten sehen Teletext als "modernes Informationsmedium", gelobt wird vor allem die hohe Aktualität. Entsprechend liegen die Nutzungsschwerpunkte bei Informations- und nicht bei Unterhaltungsangeboten, zum Beispiel bei tagesaktueller und regionaler Information, bei Sport und Wetter sowie bei Programminformation. Negativ zu Buche schlagen hingegen die langen Wartezeiten beim Seitenwechsel und die Unterschiede der Seitenzuordnungen zwischen den verschiedenen Teletexten. Weniger als 20 Prozent der Befragten erwarten eine Ablösung des Teletextes durch das Internet, da Teletext als kostenloses und einfaches Medium für die "kurze und schnelle Information" eigenständigen Charakter habe. In mit den Vorteilen der Digitaltechnik weiterentwickelter Form dürfte Teletext demnach auch in Zukunft seinen Stellenwert im Nutzungsalltag der Fernsehzuschauer behalten.

MP 2/2001, S. 54-64



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