Heft 11

Birgit van Eimeren/Christa-Maria Ridder

Trends in der Nutzung und Bewertung der Medien 1970 bis 2000

Ergebnisse der ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation

Mit der im Sommer 2000 durchgeführten Welle der ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation liegen Daten aus über drei Jahrzehnten über die Nutzung und Bewertung der Medien durch die Bundesbürger vor. Der Beitrag stellt Langzeittrends von 1970 bis zum Jahr 2000 dar; er schließt an den Ergebnisbericht der Massenkommunikation 2000 in Media Perspektiven 3/2001 an. Wie bei allen Langzeitstudien mussten bei der Fortschreibung der Befunde über die betrachteten sieben Erhebungswellen inhaltliche und methodische Brüche in Kauf genommen werden, die bei der Interpretation des Entwicklungsverlaufs zu berücksichtigen sind.

Das Fernsehen erlitt in den vergangenen 30 Jahren deutliche Bindungsverluste, die seine Entwicklung weg vom Besonderen hin zum Alltäglichen widerspiegeln. Daher überrascht nicht, dass es trotz dieser Verluste erheblich intensiver genutzt wird als früher. Insbesondere seit 1990 ist ein starker Anstieg an Reichweite und Sehdauer zu verzeichnen, wobei der Nutzungszuwachs vor allem tagsüber bis zum späten Nachmittag statt fand. Dennoch bleibt es im Medienalltag der Bürger ein Freizeitmedium, dessen Hauptnutzungszeit am Abend liegt.

Der Hörfunk konnte dagegen sowohl an Bindung als auch an Reichweite und Hördauer deutlich hinzugewinnen. Die oft so genannte "Renaissance" des Hörfunks beginnt schon 1970 und ist auf den Funktionswandel des Radios zum Tagesbegleiter in und außerhalb der Freizeit zurückzuführen.

Die Tageszeitung verliert bei konstanter Bindung an Reichweite, nicht aber an Lesedauer. Es lesen weniger Menschen Zeitung, dafür aber umso länger. Auch Bücher und Zeitschriften, die seit 1980 mit erhoben wurden, verzeichnen konstante Nutzungsdauern. Im Multimediazeitalter wird also nicht weniger gelesen, der Zeitaufwand für die gedruckten Medien steigt allerdings trotz des Angebotswachstums nicht.

Vergleichsweise niedrig ist auch der Zeitaufwand für die zeitautonom nutzbaren auditiven und visuellen Speichermedien (CDs, Video, Internet). Im seit 1980 um 45 Prozent gewachsenen Gesamtzeitbudget der Bundesbürger für Mediennutzung können sich Fernsehen und Hörfunk mit bis heute nahezu konstanten Anteilen als die dominierenden Medien behaupten, vermutlich weil sie als "Allround-Medien" auch unter sich wandelnden gesellschaftlichen Bedingungen weiterhin zentrale Informations- und Unterhaltungsbedürfnisse der Menschen befriedigen.

MP 11/2001, S. 538-553



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