Heft 2

Gerlinde Frey-Vor/Heinz Gerhard/Annette Mende

Daten der Mediennutzung in Ost- und Westdeutschland

Ergebnisse von 1992 bis 2001 im Vergleich

Elf Jahre nach der staatlichen Vereinigung von Ost- und Westdeutschland und zehn Jahre nach Herstellung einer einheitlichen Rundfunkordnung gibt es trotz einer deutlich erkennbaren Annäherung immer noch Unterschiede in der Mediennutzung zwischen den alten und neuen Bundesländern. Diese Unterschiede beziehen sich auf die Präferenzen für und den Umfang der Nutzung von verschiedenen Medien, aber auch auf die Akzeptanz bestimmter Medientypen und -inhalte. Der Beitrag stellt einige aktuelle Ergebnisse der quantitativen Medienforschung im Ost/West-Vergleich vor, wobei das Medium Fernsehen, und hier speziell sein Informationsangebot, im Zentrum der Betrachtung steht.

In den neuen Bundesländern sehen die Zuschauer nach wie vor länger fern als im Westen. Im Jahr 2001 betrug die tägliche Sehdauer im Osten 213 Minuten und im Westen 187 Minuten. Beim Radio beträgt der Abstand 16 Minuten (Ost: 216 Min., West: 200 Min.). Dabei haben im Fernsehbereich vor allem die privaten Sender ihren Anteil an der Sehdauer im Osten erhöhen können (1992: 81Min., 2001: 116 Min.), während er bei den öffentlich-rechtlichen Sendern konstant blieb (1992: 82 Min., 2001: 84 Min.). Seit Mitte der 90er Jahre konnten jedoch die Dritten Programme der ARD ihre Marktanteile in Ostdeutschland deutlich ausbauen.

Im Bereich Information sind trotz vergleichbaren Zeitaufwands einige markante Unterschiede in der Nutzung zu erkennen. Die Dritten Programme sowie die Privatsender haben bei den Ostdeutschen ein stärkeres Gewicht hinsichtlich ihrer Informationsnutzung als im Westen. Politische Magazine, Wirtschafts- und Auslandsmagazine erreichen in Westdeutschland fast durchgängig höhere Anteile als im Osten. Im Bereich der Tagespresse steht einer intensiveren Nutzung der Regionalzeitungen im Osten eine geringere Verbreitung sowohl der so genannten Qualitätszeitungen als auch der Wochenzeitungen und der Boulevardpresse gegenüber.

Das mediale Verhalten der Ostdeutschen lässt sich teilweise durch die im Vergleich zu Westdeutschland immer noch unterschiedlichen sozioökonomischen Bedingungen erklären. Im Durchschnitt niedrigeres Einkommensniveau und höhere Arbeitslosigkeit haben Auswirkungen auf das finanzielle und zeitliche Budget der ostdeutschen Haushalte. Das Abonnement einer zusätzlichen überregionalen Tageszeitung, der Zugang zu Online wie auch manche außerhäusliche Freizeitaktivitäten sind häufig zu kostspielig. Daneben spielen jedoch auch soziokulturelle Faktoren eine Rolle.

MP 2/2002, S. 54-69



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