Heft 5

Oliver Zöllner

Deutsches Auslandsfernsehen: Akzeptanz von DW-TV

Ergebnisse der internationalen Nutzungsforschung

Im April 2002 feierte DW-TV, das Auslandsfernsehen der Deutschen Welle (DW), sein zehnjähriges Bestehen. Es wird in drei Sprachen ausgestrahlt und erzielt über terrestrische Rebroadcaster, Kabel und mehrere Satelliten eine technische Reichweite von rund 137 Millionen Haushalte weltweit. DW-TV versteht sich als deutsche Konkurrenz zu u.a. CNN, BBC World oder TV 5. Sein Auftrag besteht darin, "den Rundfunkteilnehmern ein umfassendes Bild des (...) Lebens in Deutschland zu vermitteln". Das 24-Stunden-Programm richtet sich mit einem Nachrichten- und Informationsformat vor allem an nicht-deutsche Multiplikatoren im Ausland.

Die begleitende Medienforschung steht im Bereich des internationalen Rundfunks vor besonderen Herausforderungen, weil in den Zielländern in der Regel nicht auf die im Heimatland üblichen telemetrischen Messdaten zurückgegriffen werden kann. Fehlende Infrastrukturen und kulturelle Faktoren erschweren die Erhebung von Forschungsdaten. Die Deutsche Welle setzt quantitative Methoden (z.B. Ad-hoc-Befragungen) und qualitative Instrumente (Gruppendiskussionen, Tiefeninterviews) ein; in der Regel werden für die Feldarbeit Institute aus dem jeweiligen Land eingesetzt. Als "Währung" hat sich in der internationalen Fernsehforschung der "wöchentliche Zuschauer" etabliert, das heißt, Personen, die das Programm mindestens einmal in der letzten Woche angeschaut haben. Darüber hinaus werden gelegentlich Interessen und Einstellungen (etwa zum Image Deutschlands oder der DW) erfragt.

1999 wurde erstmals eine Hochrechnung der globalen Nutzerschaft von DW-TV durchgeführt, die im Jahr 2001 aktualisiert wurde. Demnach kennen weltweit rund 97 Millionen Menschen das Programm aus Berlin. 22 Millionen nutzen DW-TV mindest einmal wöchentlich. Überproportional vielen Menschen ist DW-TV in Osteuropa und Lateinamerika bekannt. Besonders hoch ist die Nutzerzahl auch im Kosovo mit rund 35 Prozent der erwachsenen Bevölkerung wöchentlich. In hohem Maße erreicht DW-TV die Entscheidungsträger und Meinungsbildner in den Zielländern. Geschätzt wird am Programm vor allem die objektive und umfassende Nachrichtengebung. Die Forschungen belegen einen markanten "DW-Effekt" bei den Nutzern: Das Deutschlandbild der Nutzer ist deutlich differenzierter und realistischer als bei Nichtnutzern.

MP 5/2002, S. 232-238



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