Öffentlich-rechtliches und privates Fernsehen: Typische Unterschiede bleiben bestehen
Programmanalyse 2001/I
Erstmals auf Basis einer Vollerhebung aller Sendungen des Jahres 2001 vergleicht die kontinuierliche Programmanalyse des Kölner Instituts für empirische Medienforschung (IFEM) die Programmangebote der fünf zuschauerstärksten Programme Das Erste/ARD, ZDF, RTL, SAT.1 und ProSieben. Damit können Verzerrungen des Gesamtbildes, wie sie durch besondere, zu Programmänderungen und Sondersendungen führende Ereignisse in Stichprobenwochen entstehen können, vermieden werden.
Auch auf dieser Basis zeigen sich die typischen Unterschiede zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Programmen. Das Erste und das ZDF bleiben mit stabilen Programmprofilen die führenden Informationsanbieter und unterscheiden sich damit wesentlich von den Privatsendern. RTL, SAT.1 und ProSieben bleiben die führenden Unterhaltungsanbieter mit deutlich mehr Fiction und nonfiktionaler Unterhaltung im Programm als ARD/ZDF.
Betrachtet man den Informationssektor genauer, werden die Unterschiede zwischen öffentlich-rechtlichen und kommerziellen Programmen noch deutlicher: Das Erste und das ZDF bieten dem Zuschauer eine weitaus größere Vielfalt an informierenden Sendeformen und auch ein umfangreicheres Angebot in all diesen Formaten. Beispielsweise ist der Anteil an monothematischen Sendungen wie Dokumentationen, Berichten und Features um das Zehnfache höher als bei den Privaten. Gerade diese Sendeformen können Einzelthemen ausführlicher behandeln, mehr Hintergrund liefern und journalistisch tiefer greifen. Zugleich zeigen Rangordnung und Anteil der wichtigsten Sendungen im Informationsangebot die hohe Bedeutung, die die Öffentlich-rechtlichen den aktuellen sowie politisch und gesellschaftlich relevanten Informationen unverändert zumessen.
Die Betrachtung auf Basis der Vollerhebung zeigt übrigens auch: Zwar hat die Sonderberichterstattung über die Terroranschläge vom 11. September 2001 den Informationsanteil des Fernsehens in den Wochen danach massiv erhöht, im Jahresdurchschnitt macht sich diese Erhöhung jedoch kaum bemerkbar.
MP 4/2002, S. 178-189
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