Offliner 2001 - Internetverweigerer und potenzielle Nutzer
Ein Abschätzungsversuch der mittelfristigen Onlineverbreitung
Auf der Grundlage einer ergänzenden, typologischen Analyse der ARD/ZDF-Offline-Studie 2001 lassen sich über die Faktoren Alter, Bildung und Berufstätigkeit hinaus Aussagen über Zusammensetzung und Motive der rund 30 Millionen Erwachsenen in Deutschland treffen, die bis heute entschiedene Online-Nichtnutzer sind. Ein sehr hoher Sättigungsgrad mit Onlineanschlüssen ist mit fast 80 Prozent beim MedienNutzerTyp der Leistungsorientierten erreicht, die Vorreiter im Netz waren und keine grundsätzlichen Bedenken gegen das Internet äußern. Auch die Jungen Wilden und Erlebnisorientierten weisen eine recht hohe Anschlussdichte von rund zwei Dritteln auf. Für sie gilt die Zugangsmöglichkeit zum Internet längst als selbstverständlich, allenfalls fehlt in Teilen dieser Gruppen das Geld oder die Lust für Computer und Internet.
Dagegen befinden sich unter den Neuen Kulturorientierten, die immerhin zu fast zwei Dritteln angeschlossen sind, auch Kritiker des neuen Mediums, andererseits interessieren sich noch nicht angeschlossene Neue Kulturorientierte wegen ihres großen Bekannten- und Freundeskreises für die E-Mail-Kommunikation. Für den Typus der Unauffälligen, die häufig noch an der sinnvollen Integration des Internets in den Alltag zweifeln, dürfte auf absehbare Zeit der Kostenfaktor den Zugang zum Internet einschränken. Sie können am ehesten durch eine vereinfachte Zugangstechnik und die Betonung der Unterhaltungsaspekte gewonnen werden.
Der Anteil der Onliner unter den Aufgeschlossenen ist zwar noch vergleichsweise gering, jedoch zeigt diese Gruppe Interesse an Service- und Ratgeberleistungen sowie an den E-Commerce-Möglichkeiten des Internets. Am schwersten durch das Onlinemedium erreichbar sind zweifellos die älteren MedienNutzerTypen der Häuslichen und insbesondere der Zurückgezogenen, die keinen Gebrauchswert im Internet erkennen können.
Im Segment der Älteren besteht das größte Potenzial für das Internet bei den Klassisch Kulturorientierten. Diese haben zwar teilweise eine kritische Sicht gegenüber dem Onlinemedium und sind zu rund 50 Prozent Internetverweigerer, sie anerkennen jedoch den ergänzenden Nutzwert des Internets. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse erscheint die Prognose, dass der aktuelle Onlinenutzeranteil in Deutschland von rund 40 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren in drei bis fünf Jahren auf 60 bis 70 Prozent ansteigen wird, realistisch.
MP 1/2002, S. 22-33
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