Heft 3

Helmut Reitze

Online morgen aus der Sicht des ZDF

Die Onlinestrategie des ZDF

Inhalte, nicht Transportwege sind nach Ansicht von Helmut Reitze, stellvertretender Chefredakteur des ZDF, auch in der digitalen Medienwelt entscheidend, und ihre Mehrfachverwertung oberstes Gebot der Zukunft. Die besten Chancen haben jene, so Reitze auf dem KEF-Symposion "Rundfunk online", die attraktive Inhalte mit einer bekannten Marke, die dem Nutzer Orientierung bietet, verbinden können. Für das ZDF heißt das, Fernsehprogramm und Begleitung allen Nutzern auf allen Endgeräten anzubieten. Um im Medienmarkt der Zukunft ihren Auftrag erfüllen zu können, müssen öffentlich-rechtliche Anbieter dort eine wichtige Rolle spielen, keine marginale. Ein angemessenes Angebot im Internet ist somit ein integraler Teil des Funktionsauftrags.

Der Staatsvertrag beschränkt den Onlineauftritt des ZDF auf vorwiegend programmbezogene Inhalte. Die Programmrichtlinien des ZDF-Fernsehrates ziehen enge Grenzen, und schließlich erlaubt auch die Haushaltslage des ZDF kein Ausufern der Onlinebetätigung. Eine über diese Limitierungen hinausgehende weitere Begrenzung des ZDF im Onlinebereich ist weder publizistisch noch wirtschaftlich vertretbar.

Programmbezogene Onlineangebote sind auch deshalb wichtig, um jüngere Nutzergruppen wieder oder neu zu binden. Auch dienen öffentlich-rechtliche Onlineangebote der Vielfaltsicherung, indem sie ein Gegengewicht bilden zu einer sich abzeichnenden Oligopolisierung der Internetportale, bei der wenige Angebote einen Großteil der Nutzer binden, unabhängig von der inhaltlichen Breite und Tiefe der Portale. Angesichts der sich künftig verstärkenden Tendenz, Onlineinhalte gegen Entgelt anzubieten, dienen öffentlich-rechtliche Webangebote überdies der kommunikativen Chancengleichheit.

Reitze weist darauf hin, dass die Pauschalkürzung des angemeldeten ZDF-Finanzbedarfs durch die KEF im ihrem 12. Bericht zu einer strukturellen Unterfinanzierung des Onlinebereichs geführt habe. Das ZDF benötige mehr Geld für Online. Eine Möglichkeit sei die Schaffung erleichterter Kooperationsmöglichkeiten mit Dritten. Das Medienrecht sollte solche Möglichkeiten leichter und rechtssicher machen.

MP 3/2002, S. 135-139



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