Heft 12

ARD/ZDF-Projektgruppe Digital

Berlin/Potsdam: Erste DVB-T-Region Deutschlands

Ergebnisse der Begleituntersuchung der ARD/ZDF-Medienkommission

In der Region Berlin/Potsdam wurde im August 2003 erstmals in Deutschland der analog terrestrische Fernsehempfang vollständig auf digitalen terrestrischen Empfang umgestellt. Da dies Pilotcharakter hat, wurde eine umfangreiche Begleitstudie durchgeführt, die u.a. Auskunft darüber gibt, ob und in welchem Umfang die digitale terrestrische Verbreitung vom Markt angenommen wird, wie die neue DVB-T-Empfangstechnik bewertet wird, wie das Kommunikationskonzept die Umstellung unterstützt hat und welche Faktoren die Entscheidung für einen Empfangsweg beeinflusst haben.

Von den analog-terrestrischen Haushalten im Projektgebiet haben rund 53 Prozent auf digitalen terrestrischen Empfang umgestellt und einen DVB-T Decoder erworben. Für viele dieser sog. Umrüster war das Hauptmotiv zunächst schlicht die Notwendigkeit der Umstellung, die Vorteile von DVB-T (z.B. mehr Programme, langfristig niedrige Kosten, mobiler Fernsehempfang) gewinnen erst im Erfahrungsprozess mit der neuen Technik an Relevanz.

Ein gutes Drittel der analog-terrestrischen Haushalte entschied sich für Kabel oder für Satellit als Empfangsweg (sog. KaSat-Wechsler). Dabei fand dieser Wechsel meist bereits in der Frühphase des Umstellungsprozesses statt. Vielfach spielten pragmatische Gründe wie vorhandene Kabelanschlüsse im (Miets-)Haus oder der langfristige Kostenvorteil des Satellitenempfangs gegenüber dem Kabel, den vor allem Hauseigentümer nannten, eine Rolle.

Durch die Einführung von DVB-T erhöhte sich die Zahl der Haushalte mit mehreren Empfangsebenen. So erwarben 4 Prozent der Haushalte mit Kabel- oder Satellitenempfang im Projektgebiet zusätzlich einen Digitaldecoder für ihre Zweit- oder Drittgeräte, die bis dahin ausschließlich über einen analog terrestrischen Empfang verfügt hatten (sog. Aufrüster).

Insgesamt kann die Markteinführung von DVB-T als gelungen bezeichnet werden. Die zentralen Ergebnisse der Studie verweisen auf rationales Verhalten, und der durch viele Studien belegte Befund, dass Fernsehen kein technikgetriebenes Medium ist, bestätigt sich: Bezogen auf den Gesamtmarkt bleiben die Haushalte, für die eine Änderung nicht zwingend notwendig war, ganz überwiegend bei ihrem bisherigen Empfangsweg. Auf der anderen Seite hat der terrestrische Empfang durch die Digitalisierung einen Modernisierungsschub erfahren und seine Vorteile werden mit steigendem Interesse an kostengünstigem und mobilem Fernsehempfang zusätzlich an Bedeutung gewinnen.

MP 12/2003, S. 558-569



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