Heft 1

Ulrich Pätzold/Horst Röper

Fernsehproduktionsvolumen 1998 bis 2000

Fortschreibung der Formatt-Studie über Konzentration und regionale Schwerpunkte der Auftragsproduktionsbranche

Die deutsche Fernsehproduktion erlebte Ende der 1990er Jahre einen nie dagewesenen Boom. Eine Vielzahl kleiner und mittlerer Betriebe produzierte neben großen, umsatzstarken Unternehmen eine breite Palette unterschiedlicher Programme, vom Spielfilm über Informationssendungen bis hin zu Daily Soaps. So konnte die Produktionsbranche ihren Gesamtumsatz auf fast 2,5 Mrd Euro steigern.

Das Dortmunder Forschungsinstitut Formatt führt seit 1998 eine Langzeitstudie durch, in der jährlich sämtliche von den Fernsehsendern in Auftrag gegebenen Neuproduktionen erfasst werden. Inzwischen liegen die Ergebnisse aus den Jahren 1998, 1999 und 2000 vor. Diese Phase stellt gleichzeitig den Kulminationspunkt des jüngsten Produktionsbooms dar und ermöglicht eine Analyse der Situation vor dem Beginn der Konjunkturkrise in den Medien. Neben der statistischen Erfassung von Umfang und Zahl der Produktionen sowie der wichtigsten Standorte der Produzenten werden auch horizontale und vertikale Verflechtungen aufgezeigt.

Mit rund 740 000 produzierten Minuten hat die deutsche Produktionsbranche im Jahr 2000 ihren bis dahin größten Output erzielt. Über 700 Unternehmen waren 2000 im Produktionssektor aktiv. Als mit deutlichem Abstand marktführendes Unternehmen hat sich die RTL Group etabliert. Über 48 Prozent des Produktionsvolumens entfielen 2000 allein auf die zehn größten Produktionsfirmen. Auf der Auftraggeberseite war RTL der bedeutendste Kunde der Produzenten, gefolgt von SAT.1, ZDF und ARD. Auffällig ist jedoch auch die gewachsene Bedeutung der "kleinen" Privatsender als Auftraggeber. Eine besondere Position nehmen im Privatfernsehen zudem die so genannten lizenzrechtlich privilegierten Produzenten ein, die eigene Fensterprogramme bei einzelnen Privatsendern ausstrahlen. Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern spielt Auftragsproduktion traditionell eine geringere Rolle. Unter anderem werden Serien und Talkshows häufig von unabhängigen Produzenten hergestellt. Im Informationsbereich liefern den öffentlich-rechtlichen Sendern eine größere Zahl kleinerer Produzenten zu, bei den Privaten sind es weniger, dafür größere Unternehmen mit einem höherem Output pro Jahr.

Die Produktionsbranche ist räumlich stark konzentriert. In Nordrhein-Westfalen wurden im Jahr 2000 fast 38 Prozent des Produktionsvolumens hergestellt. Es folgten die Länder Bayern (18,8 %), Hamburg (16,6 %) und Berlin (13,2 %). Allerdings lag Bayern 1999 und 2000 im besonders prestigeträchtigen Bereich der Kinofilmproduktion vorn, gefolgt von Berlin und Nordrhein-Westfalen.

MP 1/2003, S. 24-34



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