Heft 4

Jutta Mägdefrau/Ralf Vollbrecht

Lesen in der Freizeit von Hauptschülern

Teilergebnisse einer Studie zur Lage und Befindlichkeit von Hauptschülern in Baden-Württemberg

Empirische Untersuchungen zum Lesen bei Jugendlichen zeigten im vergangenen Jahrzehnt tendenziell eine rückläufige Bedeutung des Lesens in dieser Altersgruppe und wiesen ferner auf große Unterschiede in der Lesekompetenz zwischen den sozialen Schichten hin. Als wichtigster lesefördernder Einflussfaktor kristallisierte sich ein positives Leseklima im Elternhaus heraus.

Welche Rolle spielt das Lesen bei der Freizeitgestaltung von Hauptschülern? Eine Studie zur Lage und Befindlichkeit von Hauptschülern in Baden-Württemberg ermittelte die Lesehäufigkeit dieser Jugendlichen im Kontext mit anderen Freizeitbeschäftigungen. Die Hälfte der Hauptschüler ist demnach Gelegenheitsleser, ein Drittel liest regelmäßig und ein Fünftel liest gar nicht. Mädchen lesen häufiger als Jungen, wobei die Lesehäufigkeit auch bei ihnen zwischen der 6. und der 9. Klasse abnimmt. Auch die familiäre Situation spielt eine Rolle: So lesen beispielsweise Kinder aus vollständigen Familien und Kinder mit Geschwistern tendenziell häufiger als Kinder, auf die diese Situation nicht zutrifft. Insgesamt wirkt sich ein aktives Familienmilieu mit vielen gemeinsamen Unternehmungen ebenfalls positiv auf die Lesehäufigkeit der Jugendlichen aus.

In der Studie wurden anhand einer Faktorenanalyse fünf Freizeittypen unter den Jugendlichen identifiziert, nämlich der subkulturelle Typ, der peer-orientierte Typ, der Familientyp, der Medientyp und der sportlich-aktive Typ. Veränderungen in der Verteilung dieser Typen in den Alterstufen der Klassen 6 und 9, insbesondere beim Medientyp, weisen darauf hin, dass es weniger konkurrierende Medienangebote als vielmehr zunehmende außerhäusliche Aktivitäten sind, die den Rückgang des Lesens mit zunehmendem Alter verursachen.

Vor dem Hintergrund teilweise abweichender Ergebnisse anderer Lesestudien plädieren die Autoren dafür, das Lesen im Jugendalter - soweit es um Freizeitlektüre geht - immer im Kontext mit anderen Medien- und Freizeitaktivitäten zu untersuchen.

MP 4/2003, S. 187-193



Zurück zur Übersicht