Heft 8

Birgit van Eimeren/Heinz Gerhard/Beate Frees

Internetverbreitung in Deutschland: Potenzial vorerst ausgeschöpft?

ARD/ZDF-Online-Studie 2004

Nach den Ergebnissen der aktuellen ARD/ZDF-Online-Studie 2004 beträgt der Anteil der Onlinenutzer an der Gesamtbevölkerung in Deutschland ab 14 Jahre 55,3 Prozent und ist damit im Vergleich zum Vorjahr nur noch moderat (um 4 %) angestiegen. Damit sind inzwischen 35,7 Millionen Erwachsene zumindest gelegentlich online. Nach wie vor stellen die Jugendlichen mit 95 Prozent die Gruppe mit der höchsten Ausschöpfung, während die ab 50-Jährigen und die Nicht-Berufstätigen unterdurchschnittlich im Internet vertreten sind. Offensichtlich stößt die Internetverbreitung in Deutschland allmählich an ihre natürlichen Grenzen. In den nächsten Jahren ist nicht zu erwarten, dass die Zahl der Onlinenutzer zwei Drittel der Bevölkerung überschreitet. Außerdem ist die mit dem Internet verbrachte Zeit erstmals rückläufig, das heißt eine Sättigung der Nutzungs- und Verweildauer scheint erreicht.

Bei der Internetnutzung steht der Mehrwertgedanke weiterhin im Vordergrund. Die Nutzung ist habitualisiert und zielstrebig, aber auch weniger experimentierfreudig als noch vor einigen Jahren. Die Nutzung der Anwendungen ist inzwischen eingeschränkter: Nur Homebanking, Onlineauktionen und -shopping haben zugenommen. Außerdem werden heute weniger die Generalisten, die zu vielen Fragestellungen Inhalte anbieten, aufgesucht, sondern vermehrt die Spezialisten für bestimmte Themen, wie etwa Nachrichtenanbieter oder Ratgeberseiten.

Wie die ARD/ZDF-Online-Studie zeigt, findet kein Verdrängungswettbewerb zwischen Fernsehen und Hörfunk einerseits und Internet andererseits statt, da diese Medien unterschiedliche Bedürfnisse bedienen. Der passive Konsum von Unterhaltung und Information über Fernsehen und Radio wird den Medienkonsum weiterhin dominieren. Fast zwei Drittel aller Onliner erwarten von den etablierten Medienanbietern ein eigenständiges Onlineangebot, wobei es nach wie vor einen deutlichen Markentransfer von der Offline- in die Onlinewelt - insbesondere im Bereich der Information - gibt.

MP 8/2004, S. 350-370



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