Heft 5

Udo Michael Krüger

Spartenstruktur und Informationsprofile im deutschen Fernsehangebot

Programmanalyse 2003 von ARD/Das Erste, ZDF, RTL, SAT.1 und ProSieben

Die Programmanalyse 2003 vergleicht die Spartenstruktur des gesamten TV-Angebots von ARD/Das Erste, ZDF, RTL, SAT.1 und ProSieben und die Themenprofile ihrer Informationsangebote. Dabei zeigen sich wie im Vorjahr relativ geringe Verschiebungen auf der Spartenebene. Die beiden Öffentlich-rechtlichen bestreiten ihr Programm fast zur Hälfte mit Informationsangeboten, während der Informationsanteil bei RTL, SAT.1 und ProSieben nur etwas mehr als ein Fünftel der Gesamtsendezeit ausmacht. Dabei haben Das Erste und das ZDF wie in den Jahren zuvor auch ein nach Sendungsformen vielfältigeres Informationsangebot, in dem die klassischen Formen Nachrichten, Magazine, Dokumentationen, Berichte, Reportagen und Ereignisübertragungen breiten Raum einnehmen, während die Privaten neben den Nachrichten vor allem auf Magazine, Doku-Inszenierungen und Doku-Soaps setzen.

Soweit sich auf Spartenebene Strukturänderungen zeigen, betreffen sie am deutlichsten das Tagesprogramm von ProSieben: Fictionunterhaltung wurde dort zugunsten von Information in Form von Infotainment-Magazinen und Doku-Soaps reduziert. ProSieben hat damit den bislang führenden Informationsanbieter unter den drei privaten Programmen, RTL, überflügelt.

Der Vergleich der Themenprofile der nichttagesaktuellen Informationsangebote zeigt: Wie in den Vorjahren wird 2003 die Thematisierung von Politik, Wirtschaft und Zeitgeschichte fast ausschließlich vom Ersten und vom ZDF geleistet, während sich die privaten Programme aus diesem gesellschaftlich relevanten und problemorientierten Themenbereich weitgehend ausblenden und stattdessen in hohem Maße Themen aus dem Alltagsleben und aus den relevanzfernen Bereichen Human Interest, Prominenz, Showbiz als Information anbieten. Vom täglichen Gesamtangebot an Politik/Wirtschaft/Zeitgeschichte zwischen 17.00 und 1.00 Uhr stammen 86 Prozent von den beiden öffentlich-rechtlichen und nur 14 Prozent von den drei privaten Programmen. Dagegen entfallen vom Gesamtangebot der beiden Themenbereiche Human Interest/Prominenz/Showbiz und Alltagsleben/Beziehungen drei Viertel auf die privaten und ein Viertel auf die öffentlich-rechtlichen Programme.

Auch im Nachrichtenangebot treten die typischen Unterschiede zwischen den öffentlich-rechtlichen und den privaten Sendern zutage: Die politische Informationsleistung wird in wesentlich höherem Maße vom Ersten und vom ZDF als von den drei Privaten erbracht, die selbst in ihren Hauptnachrichten einen hohen Anteil an bunten und an harten Boulevardthemen haben. 
 

MP 5/2004, S. 194-207



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