Heft 3

Camille Zubayr/Heinz Gerhard

Tendenzen im Zuschauerverhalten

Fernsehgewohnheiten und Fernsehreichweiten im Jahr 2008

Im Jahr 2008 hat sich die Digitalisierung der Fernsehhaushalte langsamer als in den Vorjahren entwickelt. Knapp 12 Millionen Haushalte könnten digitale Fernsehbilder empfangen, das sind 34 Prozent. Durchschnittlich standen jedem TV-Haushalt 72 Sender zur Verfügung, neun mehr als 2007; diese Steigerung resultierte ausschließlich aus den digitalen Empfangswegen. Mit einer täglichen Sehdauer von 207 Minuten blieb der Zeitaufwand für das Fernsehen eine Minute unter dem Wert von 2007.

Die älteren Zuschauer widmeten dem Fernsehen auch 2008 deutlich mehr Zeit als die jüngeren. Die bereits in den Vorjahren rückläufige Sehdauer vor allem bei den jüngeren Bevölkerungsgruppen setzte sich 2008 fort. Erstmals seit 14 Jahren lagen die Sehdauern sowohl der drei- bis 13-jährigen Kinder als auch der 14- bis 19-jährigen Jugendlichen unterhalb der Schwelle von 100 Minuten am Tag. Betrachtet man die Tagesreichweite, wird deutlich, dass die Sehdauerrückgänge überwiegend einem kleiner werdenden Publikumskreis geschuldet sind. Lag die Tagesreichweite beispielsweise bei den Kindern an einem durchschnittlichen Tag vor zehn Jahren noch bei 62 Prozent, wurden 2008 nur noch 56 Prozent ausgewiesen. Bei den 14- bis 19-Jährigen schalteten 1998 59 Prozent im Verlauf eines Tages das Fernsehgerät ein, 2008 war es nur noch knapp die Hälfte dieser Altersgruppe. Die Verweildauer, also die Fernsehzeit derjenigen, die das Fernsehgerät einschalten, ist bei Kindern dagegen nur sehr geringfügig gesunken, bei den Älteren sogar angestiegen.

Das Erste war 2008 zum fünften Mal in Folge der meistgesehene Sender in Deutschland, vor dem ZDF, RTL und Sat.1. Während RTL leichte Marktanteilseinbußen (vor allem am Nachmittag) hinnehmen musste, erzielte Sat.1 einen Zuwachs, der vor allem aus seinem Nachmittags- und Nachtprogramm resultierte. Bei den kleineren Sendern erlitt VOX erstmals seit Jahren eine leichte Einbuße. Insgesamt entfielen 2008 auf die sieben zuschauerstärksten Anbieter 73,4 Prozent Marktanteil.

Erneut zeigten sich 2008 die bekannten Unterschiede bei den Senderpräferenzen: Ostdeutsche und jüngere Zuschauer bevorzugten häufiger private Sender, westdeutsche und ältere tendieren stärker zu öffentlich-rechtlichen Programmen. Die höchsten Sendungsreichweiten erzielten die Übertragungen von der Fußball-Europameisterschaft. Unterhaltende Sendungen dominierten weiterhin den Fernsehkonsum. Alle Hauptnachrichtensendungen wurden seltener eingeschaltet, wobei “Tagesschau“ vor „heute“ die meistgenutzte Nachrichtensendung blieb. Auch viele aktuelle Informations- und Diskussionssendungen verzeichneten Zuschauereinbußen. Aber auch die führenden Unterhaltungsshows wurden seltener eingeschaltet, relativ erfolgreich waren dagegen Talentshows. Im fiktionalen Bereich zählten 2008 weniger Eventfilme, aber mehr „Tatort“-Krimis zu den meistgesehenen Sendungen, neue Serien waren bei den meisten Sendern nur wenig erfolgreich.

MP 3/2009, S. 98-112



Zurück zur Übersicht