Heft 5

Ursula Dehm/Dieter Storll/Sigrid Beeske

TV-Erlebnistypen und ihre Charakteristika

Das heterogene Fernsehpublikum und seine Erlebnisweisen

Den Erwartungen der Zuschauer an ein positives Fernseherleben liegen fünf zentrale Erlebnisfaktoren zugrunde, wie eine Studie im Auftrag der ZDF Medienforschung ergeben hat. Diese Faktoren sind Emotionalität, Orientierung, Ausgleich, Zeitvertreib und Soziales Erleben. Sie gelten für alle Inhalte - Information wie Unterhaltung - und für alle Publikumssegmente. Die einzelnen Faktoren wiegen jedoch - je nach Publikumssegment - unterschiedlich stark.

Welche Fernseh-Erlebnistypen liegen im Publikum vor? Mittels clusteranalytischer Verfahren wurden auf Basis der fünf TV-Erlebnisfaktoren sieben Typen ermittelt: involvierte Begeisterte (11 % der Befragten), emotionale Genießer (15 %), genießende Wissensdurstige (16 %), habituelle Teilhaber (21 %), habituelle Orientierungssuchende (12 %), genügsame Stressbewältiger (14 %) und distanzierte Skeptiker (10 %).

Diese TV-Erlebnistypen zeichnen sich jeweils durch bestimmte soziodemographische Charakteristika und Lebensstile sowie durch bestimmte Programmvorlieben und durch spezifisches Medienverhalten aus. So ist beispielsweise für die größte Gruppe, die habituellen Teilhaber, beim Fernsehen soziales Erleben besonders wichtig, d.h. sie erwarten, in andere, ihnen dennoch vertraute Welten eintauchen zu können. Habituelle Teilhaber finden sich in allen Altersgruppen, sie sehen generell überdurchschnittlich viel fern, besonders tagsüber. Sie schätzen besonders unterhaltende Genres wie Serien, Shows und Boulevardmagazine. Dagegen haben für die kleinste Gruppe der distanzierten Skeptiker alle Erlebnisfaktoren eine eher geringe Bedeutung, am ehesten sehen sie zum gelegentlichen Zeitvertreib fern. Sie sind oftmals berufstätig und häufig Wenigseher. Spezifische Genrepräferenzen haben sie kaum.

Aufgrund der Identifizierung der Charakteristika verschiedener Publikumssegmente kann die TV-Erlebnistypologie wichtige Hinweise für Programmplanung und -entwicklung und auch für die Erreichbarkeit verschiedener Publikumsgruppen geben.

MP 5/2004, S. 217-225



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