Das Bild der Migranten im WDR Fernsehen
Ergebnisse einer empirischen Programmanalyse
Vor dem Hintergrund der politischen Debatten über Zuwanderung, multikulturelle Gesellschaft und demographische Entwicklung ist auch die Frage relevant, welchen Beitrag die Medien zum Gelingen des Integrationsprozesses leisten. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk trägt dabei eine besondere Verantwortung. In der Vergangenheit wurde in Inhaltsanalysen von Fernsehprogrammen häufiger ein verzerrtes Bild von Migranten ermittelt. Eine Programmanalyse des Nonfictionangebots im WDR Fernsehen sollte klären helfen, wie es aktuell um das Bild der Migranten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen bestellt ist. Basis war eine vierwöchige Stichprobe des Gesamtprogramms im Jahr 2003.
Insgesamt behandelten danach rund 10 Prozent des gesamten Nonfictionangebots im WDR Fernsehen Migrationsthemen im weiteren Sinn. Besonders hoch war der Anteil in der tagesaktuellen regionalen Berichterstattung, der Themenkontext stammte oft aus dem Bereich Politik/Wirtschaft/Zeitgeist. Beiträge mit explizitem Bezug zu Migration und Migranten behandelten häufig auch soziale und kulturelle Themen. Es konnte dabei weder eine einseitig positive noch einseitig negative Tendenz in der Berichterstattung festgestellt werden.
Zwei Drittel der Beiträge, in denen Akteure mit ausländischem Hintergrund auftraten, hatten keinen spezifischen Themenaspekt der Migration, sondern zeigten die Alltagsnormalität einer Gesellschaft, in der verschiedene Nationalitäten und Ethnien zusammenleben. Akteure mit Migrationshintergrund sind zumeist "Durchschnittsbürger", in drei Viertel der Fälle kamen sie auch selbst zu Wort. Die Handlungsbereiche der Akteure waren zumeist der Alltag, Beruf und die Familie.
Als Hauptergebnis wird festgehalten, dass die Umsetzung des Integrationsgedankens im WDR Fernsehen nicht in einer Sonderrubrik stattfindet, sondern in einer Vielzahl von Sendungen und Genres anzutreffen ist. Soziale Problemlagen werden dabei in einer Weise dargestellt, in der die Lebenssituation der Migranten möglichst authentisch und menschlich erscheint. Der Verstärkung negativer Stereotype wird vermieden, stattdessen Problemlagen nachvollziehbar gemacht und Nähe zu Personen hergestellt.
MP 3/2005, S. 105-114
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