Heft 12

Ursula Dehm

Das TV-Duell 2005 aus Zuschauersicht

Eine Befragung des ZDF zum Wahlduell zwischen Herausforderin Angela Merkel und Kanzler Gerhard Schröder

Vor der Bundestagswahl 2005 gab es zum zweiten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ein sogenanntes Fernsehduell der beiden Kanzlerkandidaten. Wie haben die Zuschauer dieses Duell zwischen Angela Merkel und Gerhard Schröder bewertet? Dazu wurden unmittelbar nach der Sendung am 4. September 2005 in einer Repräsentativerhebung des ZDF zuvor rekrutierte Zuschauer und Zuschauerinnen befragt. Durchgeführt wurde die Studie im Rahmen es forsa.omninet-Panels. Anders als 2002, als es zwei TV-Duelle zwischen den damaligen Kandidaten Gerhard Schröder und Edmund Stoiber gab (eines bei RTL und SAT.1, das zweite im Ersten und im ZDF), war 2005 nur ein Fernsehduell vorgesehen, das von den vier Sendern gleichzeitig übertragen wurde und insgesamt rund 21 Millionen Seher erreichte.

Im Urteil der Zuschauer schnitt das TV-Duell 2005 besser ab als die Sendungen 2002. Besonders gefielen Sachlichkeit/Fairness, guter Umgangston und der Dialogcharakter, also das direkte Eingehen der Kandidaten aufeinander. Kritisiert wurde vor allem ein Ausweichen der Kandidaten bei Fragen und teilweise auch die Moderation.

Das Eigenschaftsprofil des TV-Duells, wie es sich aus den Zustimmungswerten der Zuschauer ergibt, ist 2005 insgesamt ausdrucksstärker als das der Duelle 2002. "Gut gemacht" und "interessant" erhielten die höchsten Zustimmungen. Bei Männern erreichte das TV-Duell ein besseres Profil als bei Frauen. Und je jünger die Befragten waren, desto häufiger empfanden sie es als "informativ" und "interessant". Bei Befragten aus den neuen Bundesländern war das Profil durchgängig etwas besser als bei solchen aus dem Westen. Insgesamt hat das TV-Duell jedem Dritten neue Erkenntnisse gebracht, deutlich mehr als 2002.

Hat das Fernsehduell die Wahl beeinflusst? Wie 2002 zeigte sich auch in diesem Jahr, dass die eigene Kandidaten- und Parteienpräferenz die Wahrnehmung des Kandidatenduells prägte. Allerdings gab es vor der Wahl 2005 deutlich mehr Unentschiedene als drei Jahre zuvor, und von diesen waren 45 Prozent überzeugt, das Duell hätte Schröder mehr genutzt als Merkel (22 %). Ähnlich war das Ergebnis der Unentschiedenen bei der Frage, welchen Kandidaten sie bei einer möglichen Direktwahl zum Kanzler wählen würden.

MP 12/2005, S. 627-637



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