Deutsche Tagespresse 2004
Zeitungsmarkt trotz Krise insgesamt stabil
Die unbefriedigende wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland seit 2000 wirkte sich auf das Anzeigenaufkommen der Tagespresse aus, und außerdem bekam die Presse den intermediären Wettbewerb auf dem Werbemarkt zum Beispiel mit dem Internet zu spüren. Zwischen 2001 und 2004 verzeichnet die deutsche Tagespresse einen Auflagenverlust von 8,4 Prozent, während die Zahl der publizistischen Einheiten im gleichen Zeitraum von 136 auf 138 und die Zahl der Verlage als Herausgeber von 355 auf 358 leicht anstieg. Die durchschnittliche Zeitungsdichte geht insgesamt weiter zurück. Diese Daten gehen aus der neuesten Zeitungsstichtagssammlung vom September/Oktober 2004 hervor -- eine Methode, die seit 1954 in regelmäßigem Abstand zuverlässige Daten über das Zeitungsangebot in seiner verlegerischen und redaktionellen Struktur erfasst.
Insgesamt hat sich der deutsche Zeitungsmarkt als außerordentlich stabil erwiesen. So gaben von 2001 bis 2004 nur zwei Verlage ihre Tätigkeit auf, ohne dass andere Unternehmen diese Zeitungen weitergeführt haben. Außerdem scheiterten zwei Neugründungen ("Extra Rhein-Neckar" und "Görlitzer Allgemeine") und belegten damit erneut die Schwierigkeiten eines Marktzutritts. Hingegen wurden zwei Publizistische Einheiten in Partnerschaft mit bzw. von der Holtzbrinck-Gruppe neu gegründet, nämlich die im Tabloid-Format erscheinenden "20 cent" in der Region Cottbus und "News" in Frankfurt am Main.
Die Entwicklung auf dem Zeitungsmarkt ist auch von Personaleinsparungen durch Mantelübernahmen oder Redaktionszusammenlegungen geprägt, die es allerdings auch in der Vergangenheit schon gegeben hatte. Darüber hinaus fällt auf, dass fast alle Versuche der überregionalen "Qualitätszeitungen" gescheitert sind, mit neuen Ausgaben Leser zu gewinnen. Dies gilt für die "Süddeutsche Zeitung" mit einer eigenen Ausgabe für Nordrhein-Westfalen ebenso wie für die "Frankfurter Allgemeine" mit ihrer Berliner Ausgabe und "Die Welt" mit Ausgaben in Bayern und Bremen. Lediglich die "taz" konnte die Erscheinenshäufigkeit ihrer Ausgaben für Köln und für Nordrhein-Westfalen steigern. Auch die Anzahl von Ausgaben regionaler bzw. lokaler Abonnementzeitungen ist gesunken. Hingegen erscheinen inzwischen acht weitere Zeitungen mit einer zusätzlichen Sonntagsausgabe.
MP 5/2005, S. 205-232
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