Heft 3

Camille Zubayr/Heinz Gerhard

Tendenzen im Zuschauerverhalten

Fernsehgewohnheiten und Fernsehreichweiten im Jahr 2004

Im Jahr 2004 wurde mehr ferngesehen als jemals zuvor. Nach den Ergebnissen der AGF/GfK Fernsehforschung hat jeder Bundesbürger durchschnittlich dreieinhalb Stunden pro Tag mit Fernsehen verbracht, das sind sieben Minuten mehr als im Vorjahr. Dieser Mehrkonsum stammt ausschließlich von Erwachsenen, während Kinder nicht länger fernsahen. Das Interesse am Fernsehen ist in 2004 nicht nur wegen der Sportübertragungen - Fußball-Europameisterschaften und Olympische Spiele -, sondern generell angestiegen. Zu einer höheren Fernsehnutzung kam es vor allem nachmittags und am Abend. Nach wie vor wird im Osten Deutschlands mehr ferngesehen als in Westdeutschland, dies gilt insbesondere für die ab 40-Jährigen.

Das meistgesehene Fernsehprogramm im Jahr 2004 war Das Erste mit einem Marktanteil von 14,0 Prozent, gefolgt von RTL und ZDF (jeweils 13,8 %). Die Dritten Programme der ARD erreichten gemeinsam einen bundesweiten Marktanteil von 13,9 Prozent. Im Osten blieb RTL Marktführer, im Westen das Erste. Während die unter 50-Jährigen in beiden Landesteilen eine Vorliebe für die Privatsender erkennen ließen, bevorzugten ab 50-Jährige die öffentlich-rechtlichen Programme. Das größte Interesse fanden die Übertragungen von den Fußball-Europameisterschaften, die meiste Zeit verbrachten die Bundesbürger aber mit Informationssendungen. In erster Linie informieren sich die Deutschen bei den öffentlich-rechtlichen Sendern. "Tagesschau" und "heute" behaupteten ihre Spitzenpositionen bei den Nachrichtensendungen, auch die Nachrichtenmagazine "Tagesthemen" und "heute journal" erwiesen sich als weitgehend stabil.

Der gestiegene Unterhaltungskonsum geht vor allem von den Privatsendern aus, die zusammen zwei Drittel der Unterhaltungsnutzung abdecken. Im fiktionalen Bereich wurde das Angebot von ARD und ZDF im Vergleich zum Vorjahr etwas stärker nachgefragt, während die Privatsender weniger Fiction anboten. Insgesamt verteilte sich die Fictionnutzung etwa gleichmäßig auf öffentlich-rechtliche und private Angebote. Trotz der Sportgroßereignisse im Jahr 2004 wurden ARD und ZDF vor allem wegen ihres Informationsangebots eingeschaltet.

MP 3/2005, S. 94-104



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