Besucherpotenzial von Opernaufführungen und Konzerten der klassischen Musik
Ergebnisse der ARD-E-Musikstudie 2005
Im Rahmen der ARD-E-Musikstudie 2005 wurden neben der Radio- und Tonträgernutzung auch empirische Daten zum Besucherpotenzial klassischer Konzerte erhoben. Nach den Befragungsdaten sind gut 38 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahre grundsätzlich offen für den Besuch von Klassikkonzerten, Oper oder Kirchenkonzerten und können somit als "weites" Besucherpotenzial bezeichnet werden. Zum "engen" Besucherpotenzial, das heißt, den häufigen und regelmäßigen Konzert- bzw. Opernbesuchern, gehören rund 6 Prozent der Bevölkerung. In beiden Potenzialen sind Frauen sowie höher Gebildete überrepräsentiert und ältere Altersgruppen dominieren. Das Durchschnittsalter des weiten Besucherpotenzials beträgt 53 Jahre, das des engen Potenzials 59 Jahre.
Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung üben Personen des Konzertbesucherpotenzials häufiger Tätigkeiten mit einem kulturellen Bezug aus, die auch einen höheren Aktivitätsgrad aufweisen. Erwartungsgemäß haben Konzertbesucher eine ausgeprägte Vorliebe für klassische Musik, ohne sich jedoch anderen Musikstilen zu verschließen. Nach den Kategorien der MedienNutzerTypologie setzen sich Konzertbesucher zu zwei Dritteln aus Klassisch Kulturorientierten, Neuen Kulturorientierten sowie aus Leistungsorientierten zusammen.
Das wichtigste Motive für den Konzertbesuch ist generell, die Musik zu genießen. Soziale Motive (z.B. festliche Atmosphäre, mitreden bei bestimmten Themen, sich in "bestimmten Kreisen" bewegen) spielen allenfalls bei älteren Konzertbesuchern eine Rolle. Als Informationsquelle für Klassikveranstaltungen greifen bis zu drei Viertel der ab 50-Jährigen auf die Zeitung zurück, bei den 14- bis 29-Jährigen weniger als die Hälfte. Die Jüngeren nutzen weit ausgeprägter das Internet. Zu den Gründen, sich gegen einen Konzertbesuch zu entscheiden, zählt nach Aussage der Befragten neben zu hoher Eintrittspreise auch die mangelnde persönliche Motivation. Aufgrund der Dominanz der älteren Generation und der formal höher gebildeten Gesellschaftssicht in der potenziellen Besucherschaft scheint der alters- und bildungsunabhängige Nachwuchs des klassischen Konzertpublikums weitgehend zu fehlen.
MP 5/2006, S. 273-282
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