Heft 9

Stefan Geese/Claudia Zeughardt/Heinz Gerhard

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 im Fernsehen

Daten zur Rezeption und Bewertung

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wurden 56 der 64 Spiele live im Free-TV ausgestrahlt, davon acht erstmals von einem Privatsender (RTL). Wie haben die Zuschauer die Leistungen der Fernsehsender beurteilt? Wie haben sie die erstmalige Liveübertragung im frei empfangbaren Privatfernsehen wahrgenommen? Und wurden Unterschiede bei den Übertragungen und den Rahmenprogrammen zwischen den Sendersystemen deutlich? Die Studie beantwortet diese Fragen mit Hilfe von Daten der AGF/GfK Fernsehforschung und den Ergebnissen einer telefonischen Repräsentativumfrage unter Fernsehzuschauern ab 14 Jahre.

Die Fußball-WM im eigenen Land war ohne Zweifel auch das Fernsehereignis des Jahres 2006. 83 Prozent der Bundesbürger sahen mindestens ein Spiel, und durchschnittlich verfolgten die Zuschauer zehn Spiele bei ARD, ZDF oder RTL. Mit bis zu 29,7 Millionen Zuschauern (Deutschland gegen Italien) erzielten die Liveübertragungen Spitzenwerte in der Fernsehreichweite. Dabei erreichten die Übertragungen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens mit durchschnittlich 12,06 Millionen Zuschauern mehr Menschen als die von RTL (10,07 Mio). Die Reichweite von ARD und ZDF bleibt auch dann höher, wenn man die Spiele der deutschen Mannschaft herausrechnet. Und auch das öffentlich-rechtliche Fußballrahmenprogramm wurde stärker genutzt als das von RTL.

Bei keinem Sportereignis zuvor gab es zusätzlich zu den Zuschauern in den Fernsehhaushalten so viele weitere Zuschauer außer Haus, etwa in Gaststätten, Biergärten, auf den Fanmeilen und Public-Viewing-Plätzen oder bei Freunden und Bekannten. Nach den Ergebnissen einer Telefonumfrage zur Außer-Haus-Nutzung kamen bei mehreren Spielen über 16 Millionen-Außer-Haus-Zuschauer zu den Fans vor den heimischen Bildschirmen hinzu. Dabei überwog insgesamt die Außer-Haus-Nutzung im privaten Rahmen das Public Viewing leicht. Besonders Jüngere schauten Spiele gern außerhalb der eigenen vier Wände.

Wie beurteilen die Zuschauer die Leistungen der Sender im Rahmen der WM? Drei Viertel (ARD) bzw. vier Fünftel (ZDF) der Zuschauer vergaben für die öffentlich-rechtlichen Sender die Bestnoten sehr gut/gut, für RTL waren es 53 Prozent.

Hohe Zustimmungswerte gab es für Qualität, Professionalität und Kompetenz der Sender, und auch die Präsentation wurde als hochwertig wahrgenommen. 94 Prozent wollen ARD und ZDF auch künftig als WM-Sender. Kritisch wurden "zuviel geredet" oder "zuviel Show" angemerkt, nur eine Minderheit hielt das Volumen der WM-Berichterstattung für überzogen.

MP 9/2006, S. 454-464



Zurück zur Übersicht