Heft 9

Heinz Gerhard

Die Fußball-WM als Fernsehevent

Analyse der Zuschauerakzeptanz bei Fußball-Weltmeisterschaften 1954 bis 2006

Fußball im Fernsehen hat in Deutschland eine lange und erfolgreiche Tradition. Dies hängt auch mit den Erfolgen der deutschen Nationalmannschaft zusammen, die seit 1954 ununterbrochen an allen Weltmeisterschaften teilgenommen hat. Bereits die Weltmeisterschaft 1954 war das erste große Fußballereignis im deutschen Fernsehen, wobei es hier wie auch bei den Weltmeisterschaften bis 1962 noch keine Messung der Einschaltquoten gab. Die Weltmeisterschaften von 1966 bis 1974 waren von deutschen Erfolgen und hohen Einschaltquoten geprägt. So kann die WM 1966 in England durch die steigende Anzahl von Fernsehhaushalten als erste richtige "Fernseh-WM" bezeichnet werden. Bei der WM 1970 in Mexiko wurden erstmals Livespiele über Satellit ausgestrahlt, und die Spiele wurden in Farbe übertragen. Bei der WM 1974 in Deutschland war die Vollversorgung mit Fernsehgeräten fast erreicht.

Seit der WM 1978 erweiterten ARD und ZDF ihr Einschaltquotenmessverfahren auf die Erfassung von Personenreichweiten. Seit der WM 1986 erhöhte sich die Anzahl der teilnehmenden Mannschaften und somit auch der Spiele und Liveübertragungen. Bei der WM 1994 wurden erstmals die neuen Bundesländer in der Einschaltquotenmessung mit erfasst, es lagen also Zuschauerzahlen für ganz Deutschland vor. Während bei der WM 2002 die Ausstrahlungsrechte für Free-TV und Pay-TV gesplittet wurden und für die Free-TV-Sender nur ein begrenztes Kontingent von Spielen verblieb, was zu deutlich nachlassenden Zuschauerzahlen führte, gab es von der WM 2006 in Deutschland wieder deutlich mehr Übertragungen im Free-TV.

Neben Fußball-Welt- und Europameisterschaften erfreuen sich auch andere Wettbewerbe großer Beachtung, wie etwa der Erfolg der Berichterstattung über die Bundesliga in der "Sportschau" zeigt. Umfragen haben ergeben, dass die Zuschauer große Sportereignisse wie Fußball-Weltmeisterschaften und Olympische Spiele bei ARD und ZDF und nicht bei den kommerziellen Sendern sehen möchten.

MP 9/2006, S. 465-474



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