Heft 12

Udo Michael Krüger

Frühstücksfernsehen bei ARD/ZDF, RTL und SAT.1

Formen und Inhalte öffentlich-rechtlicher und privater Frühmagazine

Das erste Frühstücksfernsehen startete im deutschen Privatfernsehen bereits im Jahr 1987, ARD und ZDF folgten mit dem gemeinsamen "Morgenmagazin" erst 1992. RTL hat seither das Format einer mehrstündigen Magazinsendung aufgegeben, die dafür ausgestrahlten kürzeren Sendungen "Punkt 6", "Punkt 7" und "Punkt 9" gehören aber ebenfalls in einen Vergleich der Informations- und Infotainmentangebote am Morgen hinein. Gemeinsames Merkmal aller untersuchten Frühmagazine ist der modulare Aufbau der Sendungen, mit einem unterschiedlich hohen Grad an Redundanz der Informationsanteile. Wesentliche Bestandteile der Sendungen sind unter anderem Nachrichten, Wetter, Sportberichte sowie je nach Ereignislage ausgewählte Themen in Filmbeiträgen und/oder Studiogesprächen. Dieses Grundmuster bestimmt bei ARD/ZDF und SAT.1 weitgehend den Sendungsverlauf im halbstündigen Wiederholungsrhythmus.

Wesentliche Unterschiede zeigen sich zwischen dem "Morgenmagazin" von ARD/ZDF auf der einen und den Frühmagazinen von RTL und SAT.1 auf der anderen Seite vor allem bei den thematischen Schwerpunkten. In der Nachrichtenauswahl zeigt sich bei ARD/ZDF bereits ein höherer Anteil politiknaher Themen. Noch deutlicher werden die unterschiedlichen Profile bei den Magazinbeiträgen. Im ARD/ZDF-"Morgenmagazin" nehmen Politik-, Wirtschafts- und Kulturthemen einen erheblich größeren Raum ein als bei den Privaten. Auch Sportthemen sind stärker vertreten. Bei RTL und SAT.1 sind dagegen Themen aus dem Bereich Human Interest/Prominenz/Showbiz häufiger. Im ARD/ZDF-"Morgenmagazin" treten zudem deutlich häufiger kompetente Akteure sowie an Ereignissen beteiligte Personen auf.

Bedingt durch die unterschiedliche Finanzierungsform ist der Anteil der Werbung an den Frühmagazinen bei RTL und SAT.1 erheblich höher. Besonders intensiv nutzt jedoch vor allem SAT.1 sein Frühstücksfernsehen zur Programmpromotion eigener Sendungen. Auch andere Werbeformen und Produktpräsentationen sind bei den Privatsendern häufig anzutreffen und schaffen so insgesamt in ihren Frühmagazinen eine konsumfreudige Grundstimmung.

Der Vergleich bestätigt trotz einiger Ähnlichkeiten im Programmaufbau und bei der Präsentation vor allem durch die Unterschiede in den inhaltlichen Schwerpunkten die These, dass die Frühmagazine viel vom Grundcharakter der Gesamtprogramme widerspiegeln.

MP 12/2006, S. 607-621



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