Heft 8

Ekkehardt Oehmichen/Christian Schröter

Internet im Medienalltag: Verzögerte Aneignung des Angebots

Ergebnisse der OnlineNutzerTypologie in der ARD/ZDF-Online-Studie

Zwar ist das Internet aktuell im Begriff, zu einer multimedialen Plattform auszureifen. Ein Vergleich der Angebots- und der Rezeptionsentwicklung zeigt aber, dass derzeit erst eine Minderheit der Onliner in der Lage ist, sich multimediale Angebote produktiv nutzbar zu machen. So bleibt der Anteil der Nutzer, die sich darauf beschränken, nur hin und wieder ins Internet zu gehen, um E-Mails und einzelne Auskünfte abzurufen, außerordentlich hoch. Wie die Ergebnisse der ARD/ZDF-Online-Studie zeigen, läuft der Prozess der Aneignung der verschiedenen Möglichkeiten des Internets seitens der Nutzer ungleichzeitig ab und führt zu einer sehr unterschiedlichen Erschließungsbreite und -tiefe. Offensichtlich hat der Anteil der selektiv-zurückhaltenden Internetnutzer zugenommen, wobei es vor allem zu einer Zunahme der Randnutzer kam.

Das Beispiel der Onlineangebote öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten veranschaulicht, dass sich seit Mitte der 90er Jahre ein Wandel in mehreren Schritten vollzogen hat: Mit den Stichworten Nutzerfreundlichkeit, Angebotsbündelung und Funktionsteilung, Aktualitätsbezug sowie Optimierung von Multimedialität und On-demand-Optionen können diese Schritte beschrieben werden.

Die im Rahmen der OnlineNutzerTypologie in 2004 entwickelten Nutzertypen sind nahezu stabil geblieben. Junge Hyperaktive nutzen das Internet multimedial, die Jungen Flaneure neigen zu einer pragmatischen und weniger emotionalen Nutzung. E-Consumer betrachten das Internet als großen Marktplatz und rufen häufig Produktinformationen ab. Die Routinierten Infonutzer gehen für berufliche und private Informationsinteressen online, während die Selektivnutzer das Internet bisher kaum in ihren Alltag integriert haben. Randnutzer verfügen über keine Souveränität im Umgang mit dem Internet, sondern verhalten sich distanziert.

Um die Fähigkeit zur souveränen Nutzung des Internets zu unterstützen und zu verbessern, sind Initiativen zur Medienkompetenz erforderlich. Außerdem ist es die Aufgabe der Anbieter, ihre (multimedialen) Onlineseiten besser zu vermitteln und bekannt zu machen. Darüber hinaus sind auch fortgeschrittene User, zum Beispiel die Routinierten Infonutzer oder die Jungen Flaneure, als neues erreichbares Publikum intensiver anzusprechen.

MP 8/2006, S. 441-449



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