Heft 7

Natalie Beisch/Bernhard Engel

Wie viele Programme nutzen die Fernsehzuschauer?

Analysen zum Relevant Set

Die Zahl der empfangbaren Fernsehprogramme nimmt im Zuge der Digitalisierung ständig zu. Im Durchschnitt der Bevölkerung werden zur Zeit 54 Fernsehprogramme empfangen. Aber wie viele der angebotenen Programme nutzen die Zuschauer? Mit dem Konzept des Relevant Set geht der Beitrag der Frage nach, wie viel Sehdauer die verschiedenen Programmangebote zur gesamten Fernsehnutzung der einzelnen Zuschauer beitragen. Generell zeigt sich: Je mehr Programme zu empfangen sind, desto geringer ist die Ausschöpfung dieses Potenzials.

Mit dem meistgenutzten Sender wird bereits ein Drittel der gesamten Fernsehnutzung abgedeckt, zwei Programme decken gut 50 Prozent und zehn Programme 92 Prozent ab (Untersuchungszeitraum I. Quartal 2006). Die Konzentration auf wenige Programme ist bei Betrachtung kurzer Zeiträume, zum Beispiel einzelner Tage, am höchsten. Differenziert nach Anzahl der empfangbaren Sender zeigt sich, dass auch bei über 100 Kanälen 90 Prozent der Fernsehnutzung von zehn Programmen kommen. Bei der Betrachtung von Personen mit sehr hohem und sehr geringem Fernsehkonsum wird deutlich, dass geringe Fernsehnutzung auch eine Konzentration auf wenige Programme bedeutet, andererseits aber auch bei den Vielsehern mit großer Programmauswahl der ganz überwiegende Teil der Fernsehnutzung aus nur zehn Programmen stammt. Genrepräferenzen spielen bei der Zahl der genutzten Kanäle offenbar keine Rolle.

Welchen Programmen gelingt es besonders gut, sich innerhalb dieses Prozesses der Nutzungskonzentration besonders häufig im Relevant Set zu positionieren? Führende Sender mit fast gleichen Rangplätzen sind die beiden öffentlich-rechtlichen Programme ARD/Das Erste und ZDF sowie der Privatsender RTL, am häufigsten ist Das Erste unter den fünf wichtigsten Programmen vertreten.

Insgesamt zeigt die Analyse aus dem Blickwinkel des Relevant Set, dass trotz deutlicher Unterschiede in der Verfügbarkeit von Programmen und trotz der bekannten Unterschiede im Nutzungsverhalten verschiedener demographischer Gruppen nur wenige Programme dauerhaft im Relevant Set der Zuschauer vertreten sind und den führenden Sendern dabei eine Art "Leuchtturmfunktion" zukommt.

MP 7/2006, S. 374-379



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