Heft 11

Birgit van Eimeren/Beate Frees

Zukünftige Medien: Praxistauglich für den Konsumenten?

Eine Analyse auf Basis der Daten der ARD/ZDF-Online-Studie und der ARD/ZDF-Studie Massenkommunikation

Haben linear ausgestrahlte Fernseh- und Hörfunkprogramme noch eine Zukunft? Wird ihr Stellenwert zugunsten individualisierter Mediennutzung, wie MP3-Player oder Festplattenrecorder sie ermöglichen, sinken? Auf der Basis zweier ARD/ZDF-Untersuchungsreihen, der Online-Studie und der Langzeitstudie Massenkommunikation, wird die aktuelle Nachfrage der Mediennutzer untersucht.

Der Fernsehmarkt ist in Bewegung. Telekommunikations- und Kabelunternehmen treten als Anbieter von Programmen in Konkurrenz zu den klassischen Rundfunkveranstaltern. Fernsehinhalte stehen als Live- oder On-Demand-Stream frei oder gegen Entgelt zunehmend im Internet zur Verfügung. Hinzu kommen neue Verbreitungswege für mobiles Fernsehen, zum Beispiel Handy-TV.
Wie groß ist das Interesse an den neuen Fernsehmöglichkeiten? Multimediale Geräte wie die sog. Wohnzimmer-PCs sind bisher kaum verbreitet. Bewegte Bilder im Internet wurden derzeit der ARD/ZDF-Online-Studie zufolge von knapp einem Viertel aller Onlinenutzer ab 14 Jahre überhaupt einmal genutzt, von knapp jedem Zehnten einmal wöchentlich. Audiofiles nutzen wöchentlich 18 Prozent der Onliner. Interesse an mobilem Fernsehen zeigen 44 Prozent der Internetnutzer und meinen damit vor allem den Laptop als Empfangsgerät; das Handy stellen sich zurzeit nur 9 Prozent für den Fernsehempfang vor. Für Video-on-Demand ist die Zahlungsbereitschaft noch relativ gering. Digitale Videorecorder gibt es in 5 Prozent der Haushalte, über MP3-Player verfügt fast ein Drittel.

Eine besonders interessante Zielgruppe für neue Medienangebote können die sog. digitalen Trendsetter sein. Sie wurden in der Studie Massenkommunikation über den Besitz von medialen Zugängen und Endgeräten (z.B. DVD-Recorder, W-Lan, PC mit TV- oder Radiokarte) definiert. Zu dieser Gruppe der medialen Early Adopter zählen 6 Prozent der erwachsenen Bevölkerung. Sie zeichnet sich durch eine intensive Nutzung neuer und alter Medien aus. Diese Trendsetter glauben an den Fortbestand des linearen Fernsehens, erwarten jedoch stärker als der Durchschnitt eine wachsende Bedeutung von Interaktivität im Sinne der eigenen Zusammenstellung von Fernsehinhalten.

Ein Blick auf die zurückliegende Entwicklung der Mediennutzung zeigt, dass diese in den vergangenen 25 Jahren um vier Stunden täglich angestiegen ist, wobei der Nutzungsanteil von Radio und Fernsehen 1980 wie 2005 aber gleichbleibend bei 75 Prozent liegt. Angesichts dieser Konstanz ist davon auszugehen, dass lineares Fernsehen und Radio auch künftig ihre Bedeutung behalten und sich neue Angebote nur in dem Maße durchsetzen werden, in dem sie einen Mehrwert für den Nutzer bieten.

MP 11/2006, S. 563-571



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