InfoMonitor 2006: Fernsehnachrichten bei ARD, ZDF, RTL und SAT.1
Strukturen, Themen und Politikerpräsenz
Der Jahresbericht 2006 der kontinuierlichen Nachrichtenanalyse beruht in diesem Jahr auf der Auswertung von insgesamt 728 Stunden (43 653 Min.) Berichterstattung in den wichtigsten Nachrichtensendungen des deutschen Fernsehens: "Tagesschau", "heute", "Tagesthemen", "heute-journal", "RTL aktuell" und "SAT.1 News". Dabei bestätigt sich erneut, dass Politikthemen in den öffentlich-rechtlichen Nachrichten einen deutlichen Schwerpunkt bilden, während die privaten Nachrichten auch andere Themenbereiche, vor allem Human Interest/Buntes, ähnlich hoch wie die Politik gewichten. In den Hauptnachrichtensendungen von ARD und ZDF, "Tagesschau" und "heute" findet sich regelmäßig etwa doppelt so viel Politikberichterstattung wie in ihren privaten Pendants (jeweils rund 8 Min. pro Ausgabe bei ARD/ZDF gegenüber rund 4 Min. bei RTL/SAT.1). Im Vergleich zum Vorjahr hat sich diese Differenz sogar noch leicht vergrößert.
Besonders deutlich fällt der Unterschied zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Nachrichten bei der Berichterstattung über das Ausland und die internationale Politik aus, wo ARD und ZDF einen klaren Vorsprung haben. RTL und SAT.1 berichten dagegen erheblich umfangreicher über Themen des Alltags, Urlaub, Verbraucher- und Verkehrstipps, Kurioses oder Schicksalsfälle.
Das herausragende gesellschaftliche Ereignis in Deutschland war 2006 ohne Zweifel die Fußball-Weltmeisterschaft. Dies drückt sich auch dadurch aus, dass die Fußball-WM das Topthema der Fernsehnachrichten im vergangenen Jahr war. Es folgen auf den Plätzen 2 und 3 der Nahostkonflikt mit dem Krieg im Libanon und die Gesundheitsreform. Die monatlichen Ranglisten der Topthemen belegen wiederum unterschiedliche Gewichtungen in den öffentlich-rechtlichen und privaten Nachrichten.
Wie bereits im Vorjahr ist auch 2006 Bundeskanzlerin Angela Merkel die deutsche Politikerin mit den häufigsten Auftritten in den Fernsehnachrichten. Mit großem Abstand folgt Außenminister Frank-Walter Steinmeier auf Rang 2 vor dem SPD-Vorsitzenden Kurt Beck. Beim Vergleich der Politikerauftritte nach Parteizugehörigkeit liegen CDU und SPD Kopf-an-Kopf vor der CSU. Die Oppositionsparteien des Bundestags sind deutlich geringer vertreten.
Mit seiner zweiten Jahresbilanz erweist sich der InfoMonitor als stabiles Instrument der Nachrichtenanalyse. Aufgrund seiner breiten Datenbasis erlaubt der InfoMonitor verlässliche Aussagen über die Unterschiede zwischen den Nachrichtensendungen auf mehreren Ebenen. Dabei zeigen sich klar unterscheidbare Profile der Nachrichten auf ARD und ZDF einerseits und RTL und SAT.1 andererseits.
MP 2/2007, S. 58-82
- Download Volltext 716 KB, pdf
Zurück zur Übersicht