Heft 10

Sabine Feierabend/Walter Klingler

Kinder und Medien: Ergebnisse der KIM-Studie 2006

Der Medienumgang Sechs- bis 13-Jähriger nach Sinus-Milieus

Die Studienreihe KIM (Kinder und Medien) des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest untersucht seit 1999 regelmäßig den Medienumgang von Kindern in Deutschland. Für die aktuelle Untersuchung wurden 2006 rund 1 200 Kinder zwischen sechs und 13 Jahren und ihre Haupterzieher befragt. Erstmals wurde dabei die Milieuzugehörigkeit nach Sinus-Milieus (ermittelt für den Haupterzieher) miterhoben. Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass nicht nur soziodemografische Merkmale wie Geschlecht, Alter oder Bildung, sondern ebenso Lebensorientierungen und -stile, Werte und Interessen den Medienumgang prägen.

Von den zehn Sinus-Milieus sind die drei Traditionellen Milieus in der KIM-Studie deutlich unterrepräsentiert und werden daher nicht näher betrachtet. Die meisten Kinder (19%) wachsen im Milieu der Bürgerlichen Mitte auf, gefolgt vom Milieu der Etablierten (15%) und dem der Hedonisten (13%), die Anteile der übrigen vier analysierten Milieus liegen um jeweils 10 Prozent.

Es zeigt sich, dass die Ergebnisse der Kinderbefragung sehr gut die Milieus der Erwachsenen widerspiegeln. Der Stellenwert der verschiedenen Medien differiert deutlich nach Milieus. So weisen die Kinder aus den beiden Mainstream-Milieus der Konsum-Materialisten und der Bürgerlichen Mitte die höchste Fernsehnutzung auf, und sie lesen relativ wenig. Bei den Etablierten herrscht eine durchschnittliche Mediennutzung der Kinder vor, zugleich ist der Stellenwert des Lesens sehr hoch. Postmaterielle haben eine eher medienkritische Haltung, die sich in einer geringen Medienausstattung der Kinderzimmer niederschlägt, auch die Mediennutzung ist hier am niedrigsten, gelesen wird allerdings viel. Moderne Performer verfügen über ein breites Medienrepertoire und haben neben dem Fernsehen und Tonträgern auch Computer und Internet stark in den Alltag integriert. Die Haupterzieher dieses Milieus beklagen vergleichsweise stark eine zu lange Beschäftigung mit TV, Video/DVD, obwohl ihre Kinder mit am wenigsten lange fernsehen. Im Milieu der Experimentalisten weisen Kinder die längste Mediennutzung auf, vor allem bei Computer und Internet.  Bei den Hedonisten sind Computer am wenigsten verbreitet, und der Anteil der Nicht-Leser ist besonders hoch, die übrigen Medienaktivitäten liegen im Durchschnitt.

Untersucht wurde in der KIM-Studie 2006 auch der Stellenwert des Themas „Kinder und Medien“ bzw. „Medienerziehung“ in den Familien. Hierzu wurden den Haupterziehern 26 mögliche Interessenbereiche mit der Bitte um Bewertung vorgelegt. Im Ergebnis fand sich der Themenbereich „Kinder und Medien“ an sechster Stelle der  abgefragten Interessensbereiche, wobei sich auch hier milieuspezifische Bewertungsunterschiede zeigten.

MP 10/2007, S. 492-505



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