Qualitäten der Mediennutzung
Ergebnisse auf Basis der ARD/ZDF-Studie Massenkommunikation
Angesichts der ständig steigenden Mediennutzung wird sehr häufig gefragt, ob sich damit die Qualität der Mediennutzung verändert. Der Beitrag analysiert die parallele Nutzung unterschiedlicher Medien sowie die Fragmentierung des Medienalltags durch "intermediales Zapping" anhand von Tagesablaufdaten aus der jüngsten Erhebungswelle 2005 der ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation.
Dabei zeigt sich, dass insgesamt nur 7 Prozent des gesamten Medienzeitbudgets auf die gleichzeitige Nutzung mehrerer Medien entfallen. Fernsehen und Radio verfügen über große Exklusivität der Nutzung, und das auch bei jungen und innovativen Zielgruppen. Internet und Printmedien werden dagegen deutlich stärker parallel mit anderen Medien genutzt. Dennoch lässt die detaillierte Betrachtung der parallel genutzten Medien Anzeichen dafür erkennen, dass das Internet zunehmende Bedeutung als Parallelmedium gerade auch für Fernsehen und Radio gewinnt, während die Printmedien zum Teil zwar weniger intensiv, dafür aber - bezogen auf ihre deutlich geringere Nutzungsdauer - immer exklusiver genutzt werden.
Angesichts zunehmender Medienverdichtung dürften sich zukünftig Rezeptionsmuster ergeben, die der zeitgleichen Nutzung mehrerer Medien immer stärker entgegenkommen. Das muss nicht zwangsweise einen Aufmerksamkeitsverlust bestimmter Medien bedeuten. Denkbar ist, dass das heutige Verständnis von Aufmerksamkeit als bewusste geistige Zuwendung abgelöst wird von einer auf das "Multitasking" ausgerichteten modernen Form der Informationsverarbeitung.
Möglicherweise ist die Fragmentierung des Medienalltags durch Wechsel zwischen verschiedenen Medien auch ein solches Multitasking. Die Analyse der Phasen nicht unterbrochener Nutzung (sog. Sessions) der tagesaktuellen Medien ergibt, dass die Menschen sehr rasch zu Beginn des Tages Medienkontakt haben, überwiegend mit dem Radio. Diesen Kontakt koordinieren sie im Laufe des Tages mit ihren übrigen Aktivitätsprofilen und nutzen zum Ende des Tages bevorzugt das Fernsehen.
MP 1/2007, S. 20-36
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