Heft 5

Andreas Egger/Thomas Windgasse

Radionutzung und MNT 2.0

Eine erste Analyse auf der Basis der weiterentwickelten MedienNutzerTypologie

Die MedienNutzerTypologie wurde von Beginn an vor allem auch mit Blick auf das Radiopublikum entwickelt und eignet sich daher in besonderer Weise zur Analyse der Radionutzung.

Die treuesten Hörfunkfans finden sich in der Gruppe der Vielseitig Interessierten. Weit über drei Stunden tägliche Hördauer widmen diese dem älteren, aber aktiven und aufgeschlossenen Segment zugehörigen Nutzer dem Hörmedium, womit es den ersten Platz in einem ohnehin umfangreichen Medienmenü einnimmt. Auch die Häuslichen und Aktiv Familienorientierten zeichnen sich durch hohe Verweildauern mit dem Radio aus. Unterdurchschnittliche Radionutzung kennzeichnet dagegen zwei Nutzertypen mit starker Berufsorientierung, die Zielstrebigen Trendsetter und die Berufsorientierten. Die Reichweite des Mediums ist in beiden Gruppen hoch, die Hördauer liegt jedoch unter zweieinhalb Stunden täglich. Am stärksten weicht die Hörfunknutzung bei den Jungen Wilden vom Durchschnitt ab. Hierfür dürften ein insgesamt geringeres Zeitbudget für Medien (Stichwort Schule) sowie eine starke Affinität zum Internet und zu Audio-Speichermedien wie CD und MP3 verantwortlich sein.

Die MedienNutzerTypologie erlaubt eine gute Differenzierung der Hörer nach Nutzungsmotiven und Programmimages. Während beispielsweise den Modernen Kulturorientierten und den Vielseitig Interessierten die Informationsangebote des Radios am wichtigsten sind, steht bei den Jungen Wilden die Musik an allererster Stelle, aber auch die Moderation und Humor/Comedy werden von ihnen als wichtig eingestuft.

In Bezug auf den Musikgeschmack der Nutzertypen zeigt sich, dass einige Musikstile deutlich bestimmten Alterssegmenten zuzuordnen sind, andere dagegen generationenübergreifende Akzeptanz erfahren. So ist das Genre mit der besten Bewertung über alle Typen hinweg das Musical. Stile, die exklusiv in bestimmten Gruppen verwurzelt sind, sind zum Beispiel HipHop, House und Techno (hier besonders bei den Jungen Wilden).

Schließlich lässt sich eine klare Orientierung der älteren Nutzergruppen am öffentlich-rechtlichen Hörfunk konstatieren. Drei Viertel der Kulturorientierten Traditionellen wählen ihre meistgehörten Programme aus dem Angebot von ARD und Deutschlandradio. Die jüngeren Nutzertypen tendieren häufiger zu den Privatradios, doch behalten die ARD-Sender auch in diesen Nutzersegmenten eine starke Position. 
 

MP 5/2007, S. 255-263



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