Heft 4

Camille Zubayr/Heinz Gerhard

Tendenzen im Zuschauerverhalten

Fernsehgewohnheiten und Fernsehreichweiten im Jahr 2006

Zwar verfügt mittlerweile ein Viertel aller Haushalte in Deutschland über einen digitalen Fernsehanschluss, die Dynamik der Digitalisierung hat sich jedoch abgeschwächt. Durchschnittlich können Fernsehzuschauer in Deutschland zwischen 55 Sendern wählen. Die tägliche Sehdauer ist im Vergleich zum Vorjahr leicht um eine Minute auf 212 Minuten angestiegen, wobei der Zuwachs vor allem auf eine höhere Fernsehnutzung am Nachmittag zurückzuführen ist. Generell steigt der Fernsehkonsum außerdem mit dem Alter an, während Jugendliche und Kinder seit einigen Jahren weniger fernsehen. Nach wie vor wird im Osten Deutschlands (mit steigender Tendenz) mehr ferngesehen als im Westen.

Das meistgesehene Programm war im Jahr 2006 Das Erste, gefolgt vom ZDF und den Dritten Programmen der ARD, sodass mehr als 40 Prozent der Nachfrage auf die öffentlich-rechtlichen Vollprogramme entfielen. Auf den weiteren Plätzen folgten RTL, SAT.1 und ProSieben. Von den kleineren Privatsendern konnte vor allem VOX seinen Zuschaueranteil erhöhen. Die Top-Ten-Sendungen des Jahres 2006 waren ausnahmslos Übertragungen der Fußball-Weltmeisterschaft. Mehr als 61 Millionen Zuschauer haben mindestens eine der Spielübertragungen verfolgt. Dennoch machte der Sportkonsum im Jahresmittel lediglich 7 Prozent des gesamten Fernsehkonsums aus.

Abgenommen hat im Jahr 2006 das Interesse an politischen Informationssendungen. Dies gilt für die Hauptnachrichtensendungen ebenso wie für die politischen Magazine. Unverändert behauptete sich aber die "Tagesschau" vor "heute" als meistgesehene Nachrichtensendung. Kaum änderte sich der Unterhaltungsgeschmack des Fernsehpublikums: "Wetten, dass ..?" blieb die erfolgreichste Unterhaltungssendung. Insgesamt blieb in den Unterhaltungsformaten die Dominanz der Privatsender bei leichten Einbußen bestehen.

Die meistgesehenen Filme thematisierten deutsche Zeitgeschichte, und auch die "Tatort"-Reihe erzielte hohe Einschaltquoten. Die Fictionangebote öffentlich-rechtlicher und privater Sender wurden etwa gleich stark genutzt. Trotz einer anhaltenden Nachfrage nach fiktionalen Stoffen im Nachmittags- und Vorabendprogramm sind hier auch Sättigungstendenzen zu erkennen.

Eine von Jahr zu Jahr steigende Tagesreichweite erreichte der Teletext. So informieren sich täglich rund 17 Millionen Zuschauer in diesem Medium und tun dies täglich gut sechs Minuten lang. Am erfolgreichsten war hier der "ARD-Text".

MP 4/2007, S. 187-199



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