Heft 3

Ulrich Pätzold/Horst Röper

Fernsehproduktionsmarkt Deutschland 2005 und 2006

Fortschreibung der FORMATT-Studie über Konzentration und regionale Schwerpunkte der Auftragsproduktionsbranche

Seit 1998 untersucht das Dortmunder FORMATT-Institut im Auftrag der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei die Entwicklungen und Strukturen auf dem deutschen Fernsehproduktionsmarkt. Nach den neuesten Ergebnissen für die Untersuchungsjahre 2005 und 2006 zeigt sich nach wie vor eine tendenziell sehr flexible Produktionslandschaft, in der überwiegend kleine Betriebe agieren. Die Zahl der Firmen ist seit einigen Jahren rückläufig (2004: 741, 2006: 676), dies weist auf einen anhaltenden Konsolidierungsprozess hin. Dennoch handelt es sich noch immer um einen offenen Markt, denn den Firmenschließungen stehen auch Neugründungen gegenüber.

Das Produktionsvolumen ist bei jährlichen Schwankungen seit längerem auf hohem Niveau konstant. 2006 wurden etwa 12 000 Programmstunden (rund 720 000 Minuten) hergestellt. Kennzeichnend für die Branche ist nach wie vor eine Zweiteilung in mit Sendern verflochtene und unabhängige Betriebe. Mit 1 062 Minuten pro Betrieb produzierten die Firmen im Durchschnitt zwar etwas mehr als 2004 - eine Folge der Konsolidierung -, doch weisen die unabhängigen Unternehmen noch immer ein unterdurchschnittliches Produktionsvolumen auf.

Die Branche wird außerdem bestimmt durch die zunehmende Dominanz der Produktionsgruppen mit den höchsten Anteilen an der Gesamtproduktion. Die zehn stärksten Unternehmen produzierten 2006 gut 51 Prozent des Gesamtvolumens, 2004 waren es erst 46 Prozent. Mit großem Abstand führend ist die UFA/RTL-Gruppe, die 2006 erstmals über 100 000 Programm-Minuten herstellte. Anders als in früheren Jahren haben die Großbetriebe 2005 und 2006 keine größeren Zukäufe getätigt und auch nicht in größerer Anzahl Tochterunternehmen gegründet - ein Hinweis auf zur Zeit bedarfsgerechte Organisationsstrukturen in diesem Segment.

Der größte Teil der Aufträge an die Produktionsfirmen kam in den Untersuchungsjahren von den privaten Fernsehsendern, die traditionell nur wenige Ressourcen für Eigenproduktionen vorhalten. Aber auch die öffentlich-rechtlichen Sender gehören mit 2006 rund 270 000 Programm-Minuten zu den großen Auftraggebern. Insbesondere bei den so genannten Qualitätsproduktionen wie TV-Spielfilmen, Dokumentationen und Reportagen sind die öffentlich-rechtlichen Sender die wichtigsten Partner Auftraggeber.

Die Produktionsbranche bleibt konzentriert auf die Standorte Köln, München, Berlin und Hamburg. Gemessen am Gesamtvolumen hat Nordrhein-Westfalen seinen Anteil auf knapp 30 Prozent im Jahr 2006 steigern können. Bei der Produktion von Spielfilmen, insbesondere Kinofilmen, liegen Berlin und Bayern vorn.

MP 3/2008, S. 125-137



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